Wohltuendes Altern in der Informationsgesellschaft

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Wohltuendes Altern in der Informationsgesellschaft.

Eine i2010-Initiative.

Auf die Feststellung, dass Europas Bevölkerung immer älter wird, reagiert die Europäische Union mit einem Aktionsplan ihrer i2010-Initiative zu dem Thema "Informations- und Kommunikationstechnologien für eine alternde Gesellschaft"(IKT).Die Kommission der Europäischen Gemeinschaften fordert mit diesem Aktionsplan Politik und Industrie gleichermaßen auf, benutzerfreundliche IKT-Instrumente und –Produkte für die Bedürfnisse älterer Menschen bereitzustellen, um den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen.

Die drei Bereiche der Bedürfnisse älterer NutzerInnen:

Der Arbeitsplatz. Im Arbeitsleben länger aktiv und produktiv zu sein, erfordert, ohne dabei wirtschaftliche Gegebenheiten zu berücksichtigen,

  • digitale Kompetenz,
  • Weiterbildung (eLearning Programme),
  • flexiblere Beschäftigungsverhältnisse.

Das soziale Umfeld. Die Verwendung der IKT, gedacht als Mittel

  • für eine soziale Vernetzung zur Vermeidung sozialer Isolation im Alter,
  • zur Steigerung der Lebensqualität im Alter durch den Zugang zu öffentlichen und kommerziellen Dienstleistungen und Produkten.

Das häusliche Umfeld. Mehr Unabhängigkeit und Autonomie durch die Verwendung entsprechender Technologien zur Bewältigung gesundheitlicher Beeinträchtigungen.

Für ein „wohltuendes Altern“ sind die IKT sowohl eine soziale Notwendigkeit wie eine wirtschaftliche Chance, indem sie einerseits zu selbstbestimmten Leben beitragen, wie auch zu einem Wachstum ihrer Branche.

Der IKT-Markt.

Noch ist der Markt für Produkte und Dienstleistungen im Bereich der IKT für eine alternde Gesellschaft nicht ausreichend entwickelt.
Der Marktentwicklung entgegen stehen -neben anderen Merkmalen-

  • eine geringe Marktwahrnehmung;
  • fehlende gemeinsame Standards;
  • fehlende Interoperabilität (fehlendes Zusammenspiel zwischen verschiedenen Geräten);
  • eine unzureichende Zusammenarbeit zwischen Nutzern und der Industrie.

Für eine Förderung der Marktentwicklung ist es notwendig, die Aufmerksamkeit auf die Probleme der Nutzer zu richten.
Als Merkmale von Nutzern treten auf:

  • Das Gefühl vieler älterer Menschen sich gegenüber den neuen Technologien in einer relativ schwachen Position zu befinden.

Die Gründe hierfür können

  • persönlicher Art sein (Einkommen, Bildung, Gesundheit, geografischer Standort),
  • Komplexität der Technologien,
  • Aneignung von Kenntnissen durch Vermittlung dritter, häufig fremder Personen,
  • die angebotenen Produkte oder Dienstleistungen erfüllen nicht die Bedürfnisse älterer Nutzer, wodurch das Gefühl der Frustration und der Abhängigkeit von anderen Personen verstärkt wird.

Das gegenläufige Merkmal sind die wachsenden Möglichkeiten der Nutzeremanizipation im IKT-Bereich. Auch für ältere NutzerInnen ist es heute leichter denn je über Internet und zusätzliche Quellen gut genug informiert zu sein, um aktiv die eigenen Interessen vertreten zu können.


Mangelnde Kenntnis und mangelnder Austausch an Erfahrungen auf dem Gebiet unterstützender Technologien.

Mangelnde Kenntnis von unterstützenden Technologien bei den NutzerInnen und teilweise auch bei der europäischen IKT-Branche selber führte bislang zu einer unzureichenden Entwicklung des IKT-Marktes für Senioren.
Die Wahrnehmung angebotener Lösungen auf dem Gebiet der unterstützenden Technologien wird erschwert durch

  • fehlende systematische Übersichten und vergleichende Bewertungen der Technologien;
  • den geringen Bekanntheitsgrad von Anwendungen der Telemedizin und der Unterstützung der häuslichen Pflege im Bereich der Gesundheitsversorgung;
  • den geringen Bekanntheitsgrad der sich anbietenden Möglichkeiten bei kommunalen Behörden als Nutzer.

Ein mangelnder Austausch praktischer Erfahrungen ist ein zusätzliches Hindernis für eine fortschreitende Marktentwicklung der unterstützenden Technologien.
Praktiken, die sich als Neuerung bewährt haben, werden zumeist nur im kleinen Maßstab umgesetzt, da zukunftsweisende Konzepte wirtschaftlich als zu risikoreich gelten.
Es gibt, zum Beispiel, keine gemeinsamen Standards und Angaben für "Intelligente Häuser" ("Smart Homes").
„Intelligente Häuser“ ermöglichen durch den Einbau neuer Technologien Überwachungs- und Kontrollmöglichkeiten des häuslichen Umfeldes, wodurch den Bewohnern, besonders älteren Menschen, ein größeres Gefühl von Schutz und Sicherheit vermittelt werden soll.

Lösungswege.

Um sinnvolle und erschwingliche Lösungen für ältere NutzerInnen verfügbar zu machen, müssen in den Alltag integrierte und leicht zu benutzende Dienstleistungen und Produkte, die ein unabhängiges und gesundes Leben fördern vom Markt bereit gestellt werden.
Zur Verfügung stehende Lösungen andererseits können bei älteren Menschen nur wirksam werden, wenn

  • sie zu grundlegenden IKT-Einrichtungen Zugang haben,
  • sie geschult und motiviert sind,
  • ethische Aspekte genügend berücksichtigt werden. Die Frage stellt sich, wie Autonomie und Menschenwürde zu wahren sind, wenn bei den zur Anwendung kommenden Technologien ein gewisses Maß an Beaufsichtigung und Überprüfung notwendig ist.

Notwendig ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Industrie, Nutzern und Behörden, um sowohl ein besseres Verständnis der Nutzerbedürfnisse, wie auch mehr Transparenz geltender Vorschriften und Regelungen und eine höhere Rentabilität zu erzielen.
Im Rahmen von EU-Forschungsprojekten wurden bereits Technologien für persönliche Navigationshilfen, die häusliche Pflege, die Fernüberwachung des Gesundheitszustands und eine Fernberatung entwickelt, auch für intelligente Alarmsysteme und barrierefreie IKT-Schnittstellen.
Lebensqualität, Gesundheit, Überblick

In ihrem Aktionsplan „IKT für eine alternde Gesellschaft“ spricht sich die Kommission der Europäischen Union unter anderen dafür aus, dass

  • die Mitgliedstaaten, Akteure aus der Wirtschaft, Nutzerorganisationen, regionale und kommunale Behörden einen Basis-Breitbandzugang zu IKT-Diensten für ältere Menschen fördern und die digitale Kompetenz älterer Menschen verbessert wird;
  • mit Forschungsarbeiten, Analysen und Pilotprojekten Industrie und Nutzerorganisationen unterstützt werden;
  • die Möglichkeiten ethischer Leitlinien geprüft werden;
  • ein europäisches Netzwerk für den Austausch von Erfahrungen und bewährter Praktiken gebildet wird;
  • die Einführung eines europäischen Systems zur Auszeichnung von Anwendungen für das „intelligente Haus“ und Anwendungen, die generell eine selbständige Lebensführung erleichtern, geschaffen wird.

Der Aktionsplan hat das Ziel, das Potential der IKT für eine alternde Gesellschaft in Europa – und über Europas Grenzen hinaus – zu erschließen.

Wohltuendes Altern in der Informationsgesellschaft

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