Umgebungsunterstützende Technologien

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Version vom 16. Dezember 2009, 08:43 Uhr von Jaky (Diskussion | Beiträge) (Umgebungsunterstützes Leben/Ambient Assisted Living Joint Programme (AAL JP).)
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Umgebungsunterstützende Technologien

Die Europäische Union fördert mit ihrem Aktionsplan "Wohltuendes Altern in der Informationsgesellschaft" Forschungsprojekte, die sich mit Entwicklungen von unterstützenden Technologien speziell für ältere Menschen befassen.

Umgebungsunterstützes Leben/Ambient Assisted Living Joint Programme (AAL JP).

Um diesen Entwicklungen in den einzelnen EU-Ländern Nachdruck zu verleihen, wurde vonseiten der Länder im September 2007 in Belgien die Initiative „Ambient Assisted Living Joint Programme (AAL JP), im Deutschen „Umgebungsunterstütztes Leben“ genannt, gegründet. Vorgesehen für den Zeitraum 2008-2013 hat die Initiative das Ziel, die Lebensqualität älterer Menschen durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) verbessern zu helfen.
AAL

"Smart Homes"/"Intelligente Häuser" und andere technologische Neuerungen.

"Intelligente Häuser" bieten durch den Einbau neuer Technologien Überwachungs- und Kontrollmöglichkeiten, durch die für ältere, allein lebende Bewohner ein verstärktes Gefühl von Sicherheit für sich und ihre häusliche Umgebung erzeugt werden kann.
Das "Berliner Institut für Sozialforschung (BIS)" hat, gefördert von der Europäischen Union und dem Bundesministerium für Forschung und Bildung, Untersuchungen zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Effekten zukünftiger Nutzung von AAL-Technologien durchgeführt. In der Studie "Akzeptanz von AAL-Technologien zur Unterstützung der Gesundheit und Sicherheit" wurden ältere Menschen, z.T. von gesundheitlichen Einschränkungen betroffen, gefragt, ob sie moderne Technik akzeptieren und für sich selber wünschen, wenn diese Technik ihnen ermöglicht, länger ein selbständiges Leben in der eigenen Wohnung zu führen.
Vorgeführt wurden neue Techniken aus den Bereichen

  • automatische Sicherungssysteme für die Wohnung,
  • Telemonitoring für Herz- und Kreislaufprobleme,
  • Automatische Medikamentenbox,
  • Intelligenter Schuh.

Zu den neuen Technologien, die "Intelligente Häuser" zu bieten haben, gehören Alarmauslösungen bei Brand, bei Sturz, bei Einbruch, bei unüblichen Verhalten, sowohl Überwachung von Türen und Fenstern, Anwesenheitssimulation bei Abwesenheit.
Die Vorteile der intelligenten Technik im eigenen Heim wurden gesehen als Angebot/Vermittlung von

  • mehr Sicherheit und Schutz und Unabhängigkeit in der Wohnung,
  • Ruhe und Sicherheit vor allem, wenn man allein lebt,
  • Steigerung der Lebensqualität, da man sich keine Gedanken machen muss,
  • Technik als Hilfe zur Bewältigung des Alltags.

Die Akzeptanz der AAL-Technologien bei den TeilnehmerInnen der durchgeführten Untersuchung wird als unterschiedlich hoch angegeben.

Nähere Angaben zu der Untersuchung sind in einem Vortrag des Berliner Instituts für Sozialforschung mit dem Titel "AAL-Technologien zur Verbesserung der Unabhängigkeit und Mobilität im Alltag aus Sicht der Nutzer" zu finden. IAS
Der Vortrag wurde auf einer Veranstaltung des TSB Berlin über "Intelligente Assistenz-Systeme" gehalten und findet sich bei Aufruf des Links unter dem Punkt Schulze-BIS—TSB Kooperationsforum-IAS 081021.pdf als Datei zum Download.

Preis für "Gutes Altern".

Hilfe zur Selbständigkeit mit umgebungsunterstützenden Technologien.

Am Ende der EU-Ministerkonferenz in Wien im Dezember 2008 und als Abschluss der die Konferenz begleitenden Kampagne "e-Inclusion:Be Part of It!", wurden erstmals Preise für Projekte vergeben, welche durch gute Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) die digitale und soziale Integration gefördert haben. Die Preise wurden in folgenden Kategorien der vorgestellten Projekte vergeben:

  • Gutes Altern,
  • Geografische Integration,
  • Digitale Kenntnisse und Fähigkeiten,
  • Kulturelle Verschiedenheit,
  • Im Abseits stehende junge Menschen,
  • Barrierefreier Zugang zum Internet,
  • Digitale Integration im Öffentlichen Dienst.

Der Preis in der Kategorie "Gutes Altern" erhielt das englische Projekt des "London Borough of Newham".

Die Gemeinde Newham, ein Distrikt von rund 200 000 Einwohnern im Großraum London, nimmt an einem auf 2 Jahre angelegten Forschungsprojekt des Gesundheitsministeriums teil, welches untersucht, inwieweit die Technologie Menschen helfen kann, ihre gesundheitlichen und allgemeinen Lebensbedingungen so zu gestalten, dass sie ihre Selbständigkeit behalten und zuhause leben können. Das Projekt ist insbesondere für ältere Menschen, die eigenständig in ihrer Wohnung leben, und für Menschen mit langfristigen Gesundheitsproblemen, wie z.B. Diabetes oder Herzinsuffizienz, gedacht.

Zweitausend Menschen konnten ihre Wohnung so einrichten lassen, dass eine elektronische Überwachung ihrer Gesundheit (Telehealth) und ihres Bedarfs an Hilfe (Telecare) ermöglicht wurde. Verbunden mit dem elektronischen Überwachungssystem sind Sozialstationen in Newham als Ansprechpartner für Notrufe bei Unfällen und Gefahren (Stürze, Feuerausbruch in der Wohnung u.a.). Eine Kombination von Alarmanlagen, Sensoren und weiterer technischer Ausstattung sorgt in einem Notfall für die Auslösung des Alarms, z.B. kann ein Sensor, an dem Bett des Besitzers angebracht, mitteilen, ob dieser in der Nacht das Bett verlässt. Fällt die Person dabei hin, wird ein Alarm ausgelöst, der in der Überwachungsstation entsprechende Hilfsmaßnahmen in Gang setzen kann.

Die elektronische Gesundheitsüberwachung (Telehealth) hilft Menschen mit den dauerhaften Einschränkungen ihrer Gesundheit umzugehen. Wichtige Merkmale des gesundheitlichen Befindens, wie Gewicht oder Blutdruck, werden automatisch mit einem Apparat gemessen, der diese Messungen in ein dafür erstelltes TV-Programm einstellt. So können Patienten den Verlauf der Aufzeichnungen ihrer Werte auf dem Fernsehschirm per Fernbedienung anschauen. Auf dieselbe Weise können auch die Mitarbeiter von Gesundheitsdiensten in Newham Vorsorge treffen, sollten die gemessenen Werte eines Patienten sich nicht mehr im Normbereich befinden, den gesundheitlichen Zustand wieder zu verbessern. Die Skala der Maßnahmen reicht von unterstützenden Fragebögen und Videos zur besseren Handhabung der gesundheitlichen Belange bis zu Ratschlägen zur Einnahme von Medikamenten, zu Diäthinweisen und Vorschlägen für die allgemeine Lebensführung des Patienten. Die elektronische Gesundheitsüberwachung stellt keinen Notdienst dar, im Gegenteil, indem der Patient Gelegenheit erhält mit seinen gesundheitlichen Problemen umzugehen, sollen die Notfälle vermieden werden.Telecare