Barrierefreies Internet: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 3. März 2009, 15:30 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Begriffe
Der Begriff Barrierefreies Internet engl. Web Accessibility (Zugänglichkeit) bzw. (Usability Benutzbarkeit/Bedienerfreundlichlei) bedeutet, dass Internet-Seiten von allen Nutzern uneingeschränkt (barrierefrei) genutzt werden können. Auch behinderte Menschen und Senioren müssen jede Internetseite lesen und bedienen können. Zusätzlich zur Berücksichtigung der Belange von Behinderten bedeutet barrierefrei (behindertengerecht bedeutet nur einen Teilaspekt), dass niemand Barrieren in den Weg gelegt werden.
Zielgruppe
Schwerbehinderte Menschen
Eine Zielgruppe besteht aus behinderten Menschen. 6,7 Millionen Menschen' sind in Deutschland als schwerbehindert registriert.Wobei der Grad der Behinderung von mindestens 50% erreicht sein muss. Bei einem Grad der Behinderung von bis zu 30% kann ein Ausweis ausgestellt werden, falls dies für den Erhalt des Arbeitsplatzes notwendg ist. Barrieren gibt es für behinderte Menschen nicht nur durch unüberwindbare Treppenstufen oder zu schmale Türen. Auch in der Nutzung des Internets werden Menschen mit Behinderungen eingeschränkt. Barrieren führen dazu, dass behinderte Menschen nur mit großer Mühe und hohem Zeitaufwand an die gewünschten Informationen gelangen können. Der Zugang zu Informationen kann sogar vollständig versperrt sein. So ist eine Internetseite, die nur aus Grafiken ohne alternative Beschreibungen besteht, z. B. für blinde Menschen nicht nutzbar.
Durch Barrieren im Internet sind besonders eingeschränkt:
- 155.000 blinde Menschen
- 500.000 sehbehinderte Menschen
- 300.000 stark hörgeschädigte und gehörlose Menschen
- Über 600.000 manuell-motorisch eingeschränkte Menschen
- Über 260.000 Menschen mit Lernbehinderungen
Internet-Nutzer ohne Schwerbeschädigtenausweis
Viele Behinderte beantragen keinen Ausweis, weil sie Nachteile bei der Arbeitsplatzusuche bzw. am Arbeitsplatz befürchten.Es besteht die Annahme, dass mehr als 7 Millionen Menschen schwerbehindert sind. Dazu gibt es 4 Millionen Analphabeten,dazu 7% "farbenblinde Männer, d.h. sie haben eine Rot-Grün-Sehschwäche (oft Betroffenen nicht bekannt).
Senioren im Internet
- die Generation 50+ erreicht im Jahr 2008 mit 40% Internetnutzung einen hohen Stand - Quelle: (N)ONLINER Atlas 2008, Seite 47
- von den Nutzern surfen 79% täglich
- die Gruppe 50+ ist eine stark repräsentierte Nutzergruppe, da rund 38% aller Deutschen der Altersschicht zwischen 50 und 79 Jahren angehört
- die Generation 50+ fordert Nutzerfreundlichkeit, guten Service und auf diese Altersgruppe zugeschnittene Beratungsleistungen
- laut Statitisches Bundesamt sind gut die Hälfte der schwerbehinderten Menschen in Deutschland 65 Jahre und älter, knapp ein Viertel gehört zur Altersgruppe zwischen 55 und 65 Jahren
Migranten im Internet
Nach dem (N)ONLINER Atlas 2008, Seite 5 sind zwei Drittel der Deutschen Online, d.h. 42 Millionen Menschen nutzen in Deutschland das Internet. Eine vergleichbare Studie für Migranten gibt es zwar nicht, Befragungen von Deutschtürken ergaben, dass 25% der "Deutschtürken" einen Zugang zum Internet haben. Die Mehrheit der Befragten nutzt das Internet, um ihren Informationsdurst zu stillen. Ein besonderes Problem haben Migranten dadurch, dass sie die Landessprache nur unzureichend beherrschen. Dadurch haben sie im Internet schon viele Barrieren sprachlicher Natur. Wenn die Informationstechnik barrierefreier erfolgen würde, könnten die Migranten davon wesentlich profitieren.
Barrieren
bei Blindheit
- Eigentlich brauchen Blinde keinen Bildschirm zum Surfen im Internet. Auch eine Maus wird nicht gebraucht, denn die Bewegungen können Blinde nicht mit den Augen verfolgen.
- Die Inhalte der Internetseite können sich Blinde von einem Screenreader vortragen lassen. Das ist eine Sprachausgabe, die neben Texten auch Beschreibungen von Bildern laut vorliest.
- Eine andere Möglichkeit ist die Nutzung der Inhalte der Internet-Seite zu lesen über die Braille-Zeile, die als Leiste vor der Computertastatur liegt. Nähere Informationen dazu unter Blind ins Internet.Die Brailleschrift ist genauer als die Sprachausgabe.
- Frames (Bereiche) sind kein Hindernis, wenn Navigation und Inhalt getrennt werden. Jedoch sind für Blinde Internet-Seiten, die aus sehr vielen Frames bestehen problematisch.
bei Sehschwäche
- Viele der Internet-Nutzer mit Sehschwäche verwenden große Bildschirme, denn hier erscheint die Schrift größer. Bei einer niedrigen Auflösung des Bildschirms werden Buchstaben und Bilder größer dargestellt, da weniger Bildpunkte (Pixel) auf dem Bildschrim erscheinen.
- Sehschwache, hier besonders ältere Menschen benötigen Skalierbarkeit der Schrift im Browser, um die Schriftgröße an ihre Sehleistung anpassen zu können.
- Mit einer Bildschirmlupe können sie alles auf dem Bildschirm vergrößern. Solche Programme sind sogar kostenlos als Freeware zu bekommen.
- Es gibt Programme, die über eine farbcodierte Benutzeroberfläche verfügen und Inhalte und Grafiken bis zu 16-fach vergrößern, zusätzlich verfügen manche über eine optionale Sprachausgabe. Für Windows gibt es eine Software, die sich an leicht sehbehinderte Menschen richtet. Der gesamte Windows-Bildschirm lässt sich bis auf 200% vergrößern und wird über die Maus oder eine Menüleiste gesteuert.
- Auch für das Betriebssystem OS/2 und für Macintosh gibt es Programme, die bis zu 32-fach bzw. 16-fach vergrößern.
- Personen mit einer Farbfehlsichtigkeit, z. B. einer Rot/Grün-Sehschwäche brauchen starke Kontraste und klare Schriften sowie Kontrolle über die Farbe von Schrift und Hintergrund. Blinkende oder animierte Texte stellen eine Barriere dar.
- Sehbehinderte sind bei einer Navigation, die aus Bildern, Java-Applets oder Flash-Objekten besteht, benachteiligt.
- Das Lesen von Texten fällt Sehbehinderten schwerer, wenn nur ein geringer Kontrast zwischen Schrift und Hintergrund besteht. Außerdem sind viele sehbehinderte Nutzer blendenempfindlich.
bei manueller Einschränkung
- Diejenigen Internet-Benutzer, die keine Maus bedienen können, navigieren nur mit der Tastatur. Hier besteht die Möglichkeit, mit der Tabulatortaste von Link zu Link zu springen. Der Link kann mit der ENTER-Taste aktiviert werden. Wichtig ist dabei jedoch, dass die Elemente in einer sinnvollen Reihenfolge angesteuert werden können. Es muss auch deutlich zu erkennen sein, wo sich der Nutzer gerade befindet, evtl. durch veränderte Hintergrundfarbe oder andere sichtbare Änderungen. Javascript kann das Navigieren unmöglich machen. Wenn aber die Tabulatortaste an einem Link hängenbleibt, können andere Links nicht angesteuert werden.
- Eine weitere Möglichkeit für stark manuell-motorisch eingeschränkte Internet-Nutzer ist der Einsatz von Spezialtastaturen oder besondere Computermäuse. Vertieft liegende Tasten verhindern ein Abrutschen von einer Taste zur nächsten. Für Menschen mit Gelenk- oder Muskelerkrankungen gibt es Kleinfeldtasten. Die Tasten können leicht angetippt werden, sind auch nur mit einem Fínger oder dem Mundstab zu bedienen. Wenn der Nutzer keine großen Bewegungen machen kann, ist der Trackball (deutsch Rollkugel) einsetzbar.
bei Lernschwierigkeiten
- Wenn Internet-Benutzer kognitive Behinderungen haben, ist eine der größten Barrieren eine schwer verständliche Sprache. Sie können meistens lange, umständlich formulierte Texte mit schwierigen Schachtelsätzen und Fremdwörtern nicht verstehen. Auch Abkürzungen und sehr lange Wörter werden nicht verstanden. Probleme entstehen auch dadurch, dass viele Deutsche (45 %) Englisch nicht verstehen, bei in Deutschland lebenden Ausländern wird von rd. 80 % Englisch kaum oder gar nicht verstanden.
- Eine Überfrachtung der Internetseite mit Texten und Bildern lenkt ab, die gesuchten Informationen zu finden.
- Pop-Up-Fenster, die sich von allein öffnen, verwirren lernbehinderte Internet-Einsteiger. Oft ist nicht bekannt, wie ein Pop-Up-Febster wieder geschlossen wir, damit die Informationen auf der gesuchten Seite wieder erreicht werden können.
- Eine Unterscheidung zwischen Werbung und den Inhalten der Internetseite fällt oft schwer.
bei Gehörlosigkeit
- Für gehörlose Menschen, die bereits vor Erlernen der Sprache gehörlos wurden, ist die Sprache die größte Barriere im Internet. Ihre Kommunikation verläuft ausschließlich über der Sprache der Hände, der Gebärdensprache. Die Schriftsprache ist für sie wie eine Fremdsprache und deshalb meist schwer verständlich.
- Akustische Inhalte können nicht aufgenommen werden. Die einzige Möglichkeit sind visuell wahrnehmbare Inhalte.
- Video-Filme in Gebärdensprache mit erfahrenen Gebärdesprachendolmetschern, helfen Internetseiten barrierefrei zu verstehen.
für Senioren
In der Altergruppe der Senioren sind oft ähnliche Einschränkungen beim Surfen im Internet vorhanden, wie bei Menschen mit Behinderungen und gelten für beide Gruppen gleichermaßen.
- Probleme gibt es durch nachlassendes Kurzeitgedächtnis, schlechtes Hören, Weitsichtikeit, motorische Einschränkungen durch Arthritis, Parkinson oder ähnliche Krankheiten.
- Bei manchen Senioren beginnt die Abnahme der Fähigkeiten bereits vor dem 50. Lebensjahr.
- Symbole sowie kleine Schrift können schlecht erkannt werden. Oftmals haben Programmierer feste Schriftgrößen angegeben, die mit dem Browser nicht verändert werden können.
- Größere Probleme entstehen auch, wenn der Kontrast zwischen Schrift und Hintergrund nur gering ist.
- Viele meist englische Begriffe und Fremdwörter werden von Senioren nicht verstanden, viele konnten in der Schule nur kein oder unzureichend Englisch lernen.
- Die ruhige Führung der Maus ist schwierig, Ausklappmenüs oder Navigation sind oft nur mit gerader, zügiger Handbewegung zu erledigen.
- Ähnlich wie bei Behinderten haben Senioren Schwierigkeit, dicht nebeneinanderliegende Links zu aktivieren - abrutschen in andere Links.
- Daten werden von älteren Nutzern nicht geöffnet, weil sie die Programme zum Anzeigen nicht kennen.
- Skeptisch sind Senioren, wenn zum Installieren eines neuen Programms aufgerufen wird.
- Navigation mit Hilfe von aktiven Inhalten, z.B. Flash, Javascript, schließt Nutzer aus, die die dafür relevanten Plug-ins nicht istalliert haben.
- Auch diejenigen Nutzer sind ausgeschlossen, die aus verschiedenen Gründen keine aktiven Inhalte ausführen lassen können, dürfen oder wollen.
allgemeiner Art
- In heute üblichen Content-Management-Systemen(CMS)wrden Internet-Seiten erzeugt, die vor allem für behinderte Menschen schlecht zugänglich sind. Nur sehr wenige Verfahren und System unterstützen die Autoren mit barrierefreien Eingabemöglichkeiten.
- Bei Nichteinhaltung von technischen Standards (z.B. korrekte Codierung von Umlauten, das jeweils gültige Hypertext-Markup-Language (HTML) werden Internet-Seiten erzeugt, die nur von bestimmten Browsern, wie z.B. Internet-Explorer korrekt dargestellt werden.
- WEB 2.0 Was ist WEB 2.0? ist der Inbegriff dynamisch aufbereiteter und interaktiv zugänglicher Informationen. WEB 2.0 ist eine informationssoziologische Innovation im ähnlichen Ausmaß wie das Internet selbst. Die Risiken ausgrenzender Mechanismen steigen aber entsprechend der Vielfalt der Möglichkeiten. Mit der Verbreitung von Ajax-Programmierung entsteht die Gefahr, dass die Barrierefreiheit noch mehr ins Hintertreffen gerät. Dabei ist vor allem für Behinderte und Senioren der Gedanke des Web 2.0 (sozialel Interaktion, der über diem Informationsvermittlung hinausgeht) besinders interessant.
Barrierefreiheit
Rechtsgrundlagen und Richtlinien zur Barrierefreiheit
Einschränkende Merkmale der Internetnutzung Berücksichtigung der Bedürfnisse älterer Menschen