EU-Ministerkonferenzen zur digitalen Integration: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 30. Juni 2009, 08:12 Uhr
Einleitung: Durch eine engere Verflechtung wirtschaftlicher Belange der Länder untereinander (Globalisierung) und durch neue Informations- und Kommunikationstechnologien (technologische Entwicklung) sahen sich im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts die Industriestaaten Europas vor die Frage gestellt, wie sie ihre Wirtschaft zu modernisieren hatten, um mit außereuropäischen Ländern wettbewerbsfähig zu bleiben. Verstärkt versuchte in den letzten Jahren die Europäische Union als Interessengemeinschaft ihrer Mitgliedstaaten durch eine Reihe von Maßnahmen auf den Gebieten von Forschung und Innovation, Bildung und Ausbildung, Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) die volkswirtschaftliche Leistungsfähigkeit in den einzelnen Ländern zu steigern.
Strategien zu einer Neugestaltung Europas wurden von der Europäischen Union, neben anderen, auf den folgenden Konferenzen entwickelt:
- A. EU-Ministerkonferenz in Riga, 11.-13. Juni 2006,
- B. EU-Ministerkonferenz in Wien, 30. Nov.-2.Dez. 2008.
Inhaltsverzeichnis
A. Ministerkonferenz der Europäischen Union (EU) in Riga ( 11.-13.6.2006) "IKT für eine integrative Gesellschaft"
Die Ministerkonferenz der EU-Staaten in Riga stellte fest, dass die digitale Integration der Europäer noch nicht ausreichend ist.
Internetnutzung
Die Internetnutzung der in der EU lebenden Menschen im Jahr 2005:
- 57% der EU-Bevölkerung nutzen das Internet nicht.
Von dem Teil der Bevölkerung, der das Internet nutzt, sind:
- 10% älter als 65 Jahre,
- 68% sind 16-24 Jahre;
- 24% der EU-Bevölkerung haben ein geringes Bildungsniveau,
- 73% ein höheres Bildungsniveau;
- 32% der EU-Bevölkerung sind beschäftigungslos gegenüber
- 54% der berufstätigen EU-Bevölkerung.
Einschränkende Merkmale der Internetnutzung
Als Ziel wurde auf der EU-Konferenz in Riga vermerkt, in dem Zeitraum von 2005-2010 die Nutzung des Internet von Menschen, die einschränkenden Merkmalen unterliegen, um die Rate von 50% an die durchschnittliche Nutzung des Internet der EU-Bevölkerung anzugleichen. Neben regionaler Unzugänglichkeit, Beschäftigungslosigkeit, geringem Bildungsniveau zählen Alter und Behinderungen von Menschen zu den einschränkenden Merkmalen.
Für einen leichteren Zugang und einer besseren Nutzung des Internet wurden folgende Schritte vorgeschlagen:
Verringerung geografischer Unterschiede
Durch den Ausbau von IKT vor allem in ländlichen Gebieten sollten bis zum Jahr 2010 mindestens 90% der EU-Bevölkerung mit Breitbandanschlüssen versorgt werden.
Berücksichtigung der Bedürfnisse älterer Menschen
Die Bedürfnisse älterer Menschen, Zugang zu den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zu finden, gehörten zu den Prioritäten der politischen Zielsetzung der EU-Ministerkonferenz in Riga.
Mehr Lebensqualität für Ältere zu gewinnen wurde als Ziel angestrebt durch:
„Verbesserte aktive Teilnahme an Gesellschaft und Wirtschaftsleben, bessere Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung durch IKT-gestützten Zugang zu Gütern und Dienstleistungen sowie zu entsprechenden Inhalten, zur vereinfachten Interaktion mit öffentlichen und privaten Stellen und zur Förderung von Unterhaltung und gesellschaftlichen Kontakten.“
Um diese Ziele zu erreichen, sind verstärkt entsprechende Bildungsangebote für ältere TeilnehmerInnen zur Erweiterung ihrer IKT-Fähigkeiten anzubieten.
Ebenso ist im Rahmen der Zugänglichkeit von IKT-gestützten Diensten besonders der Ausbau sozialer Dienste, der Gesundheitsversorgung und der Pflegeeinrichtungen zu intensivieren.
Elektronische Zugänglichkeit (eAccessibility) in Europa
In Riga vorgeschlagen wurde die Einrichtung einer Arbeitsgruppe aus Vertretern der EU-Mitgliedsstaaten zur Untersuchung des Bedarfs gemeinsamer eZugänglichkeitsstandards in Europa. Die Zugänglichkeit aller öffentlichen Websites sollte bis zum Jahr 2010 erreicht werden. Die Grundsätze des barrierefreien Zugangs für Menschen mit Behinderungen sind in die Festlegung gemeinsamer Standards und Leitlinien vollständig zu integrieren. Ziel der Aufnahme der eZugänglichkeitsbestimmungen in die EU-Gesetzgebung ist die Nutzung von IKT-Produkten und –Dienstleistungen für Anwender zu erleichtern.
Digitale Fertigkeiten
Für Aktionen zur Überwindung des digitalen Analphabetismus wie der Erweiterung der digitalen Kenntnisse sind die bestehenden Bildungssysteme ebenso anzusprechen wie der privatwirtschaftliche Sektor. Förderungsmaßnahmen zur Aktualisierung von IKT-Kompetenzen sollen in erster Linie den von Arbeitslosigkeit betroffenen Gruppen ermöglichen, ihre Arbeitschancen zu vergrößern. Für ein erreichtes Niveau an digitalen Fertigkeiten durch Qualifizierungsmaßnahmen in der Wirtschaft oder im wissenschaftlichen Bereich ist ein Nachweis anzustreben, der grenzüberschreitende Anerkennung findet. Unterschiede zwischen den wegen ihrer mangelnden digitalen Kenntnisse von Ausgrenzung bedrohten Gruppen und dem Durchschnitt der EU-Bevölkerung sollten auch hier bis zum Jahr 2010 um die Hälfte verringert werden.
eIntegration
Um die bestehende digitale Kluft in den EU-Ländern zu überwinden und die Chancengleichheit des Zugangs zum Internet allen Menschen zu geben, müssen die Regierungen der Länder, die Industrie, private Interessengruppen dafür Sorge tragen, eine elektronische Integration für alle zu erreichen. eIntegration heißt auch, durch den Einsatz von IKT zur sozialen Integration der EU-Bevölkerung beizutragen, Pluralismus und kulturelle Vielfalt in Europa auf digitalem Wege zu fördern. Ziel der EU-Ministerkonferenz in Riga: Für das Jahr 2008 eine europäische Initiative zur eIntegration vorzulegen.
IKT für eine integrative Gesellschaft - EU-Konferenz in Riga 2006
B. EU-Ministerkonferenz zur digitalen Integration ("e-Inclusive") vom 30. Nov.- 2. Dez. 2008 in Wien.
In einem Informationspapier der Europäischen Gemeinschaften wurde die Konferenz als das größte europäische Ereignis zu dem Thema "Digitale Integration" angekündigt. Mehr als 1000 Teilnehmer diskutierten über bereits vorhandene Lösungen und zukünftige Entwicklungen der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT).
Neben der Konferenz wurden von Organisationen und Institutionen aus den Mitgliedstaaten bereits verwirklichte Projekte zu "e-Inclusion" in einer Ausstellung vorgestellt, wovon die besten Projekte am Ende der Tagung mit Preisen ausgezeichnet wurden.
Die Konferenz war auch Höhepunkt und Abschluss einer von der EU-Kommission in’s Leben gerufenen Initiative unter dem Titel "e-Inclusion: Be part of it"
.
Ältere Menschen und das Internet
"Gutes Altern in der Informationsgesellschaft"
war der Titel eines der Hauptthemen der Konferenz und befasste sich mit den Möglichkeiten älterer Menschen an der digitalen Entwicklung teilzuhaben.
Nach wie vor riskieren 30-40% der EU-Bevölkerung von der Informationsgesellschaft ausgeschlossen zu bleiben, da sie gar nicht oder nur unvollständig an der digitalen Integration teilhaben.
Nach wie vor sind es besonders die älteren Menschen und Menschen mit Behinderungen, sowie Personen mit niedrigem Einkommen und geringem Bildungsniveau, die vom Ausschluss bedroht sind.
Die EU-Ministerkonferenz in Wien forderte deshalb verstärkt, dass
- die Möglichkeiten, die die IKT bieten, mehr in den Dienst älterer Menschen gestellt werden müssen, um deren Leben und deren soziale Teilhabe am Leben zu verbessern;
- weitere Programmschritte für ein wachsendes Vertrauen in die Nutzung digitaler Technologien, über die Vermittlung digitaler Grundkenntnisse hinaus, dafür Sorge tragen müssen, vor einer neuen Art der digitalen Spaltung geschützt zu werden. Online zu sein ist nicht genug, um den Nutzen von Internetangeboten im öffentlichen und privaten Bereich voll ausschöpfen zu können. So sollte z.B. der digitale Zugriff zu Angeboten von sozialen Diensten, hierbei ist besonders der Gesundheits- und Pflegedienst zu nennen, für ältere Menschen problemlos zu bewältigen sein;
- es als wünschenswert angesehen wird, in Maßnahmen zur Unterstützung benachteiligter Gruppen im Erwerb digitaler Fähigkeiten Personen einzuschalten, die vermittelnd zwischen den entsprechenden Lernangeboten und den betroffenen Zielgruppen, wozu auch ältere Menschen gehören, auftreten. Als wichtiger Bestandteil der gemeinsamen Arbeit wurden dabei Gemeinschaftszentren als Treffpunkte angesehen. Arbeit und Ausbildung der sozialen Vermittler sind von öffentlichen Stellen entsprechend zu fördern. In die Ausbildungsprogramme der Bildungssysteme sind die Kenntnisse der Informations- und Kommunikationstechnologien sowohl für Lernende wie für Lehrende mit einzubeziehen.
Digitaler Zugang zur Informationsgesellschaft
Die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten rufen zu weiteren Maßnahmen auf, um
- allen Bürgern Europas, unabhängig vom sozio-ökonomischen Hintergrund, unabhängig vom Wohnort, Zugang zu der Informationsgesellschaft zu bieten. Die Informationsgesellschaft als Synonym für digitale Integration ist nicht denkbar, ohne eine flächendeckende Breitbandvernetzung für die Bevölkerung auch in abgelegenen und ländlichen Gebieten bereitzustellen. Die Breitbandversorgung ist dabei, ein ebenso grundlegender und unentbehrlicher Handelsartikel wie Wasser und Elektrizität zu werden;
- die bisher erarbeiteten europäischen und internationalen Normen und Richtlinien für einen barrierefreien Zugang (e-accessibility) zu technologiegestützten Produkten und Diensten fortzusetzen;
- im Besonderen eine leichtere und barrierefreie Zugänglichkeit zu Webseiten der öffentlichen Verwaltungen zu finden;
- allgemein den barrierefreien Zugang und die Benutzerfreundlichkeit von Technologien zu verbessern, die sowohl Websites, Personal Computer, Festnetz- und Mobiltelefone und das Fernsehen als kommerzielle Produkte und Dienste zur Verfügung stellen.
Die Schlussfolgerungen zu der EU-Ministerkonferenz in Wien
- herausgegeben von der EU-Ratspräsidentschaft - besagen, dass
- die Zielsetzungen von Riga im Jahr 2006 bis zu ihrem angestrebten Zeitpunkt im Jahr 2010 bestehen bleiben;
- die Politik sich in der Verantwortung sehen muss, die digitale Integration von benachteiligten Gruppen zu verbessern;
- die gemeinsamen Anstrengungen der EU-Staaten auf dem Gebiet der digitalen Integration dazu beitragen können, neue Arbeitsplätze zu schaffen, z.B. auf dem Gebiet der Vorsage für ältere Menschen, Beschäftigungslose in Arbeit zu bringen, wie generell die Qualität bestehender Arbeitsplätze zu verbessern.
Die Zusammenfasssung des Tagungsberichtes durch die EU-Ratspräsidentschaft schließt mit dem Satz:
"Finally, better inclusion will contribute to strengthening the main asset of Europe: its human capital."
eInclusion (digitale Integration) - EU-Konferenz in Wien 2008