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Mit dem 3. Lebensalter, resp. den „Senior(inne)n“ wird gemeinhin die Altersgruppe ab „Ü50“ verknüpft, von der statistischen Lebenserwartung her betrachtet eine rd. drei Lebensjahrzehnte umfassende „Gruppe“.

Als das „WWW“ ab 1993 seinen Siegeszug begann, gehörten die vor 1945 Geborenen bereits zur Gruppe der „Ü 50“, ein Begriff, der erst danach geboren wurde.

Währen die nach 1950 Geborenen noch zu einem Großteil beruflich bedingt mit dem „WWW“ in Form von Email u.ä.m. in Berührung kamen und insoweit auch noch ein stückweit durch die elektronisch-virtuelle Welt beeinflusst wurden, sind die vorausgehenden Altersjahrgänge von ganz anderen Rezeptions- und Kommunikationsformen geprägt.

Die immer größere Rasanz der technologischen Entwicklung im Bereich der elektronisch-virtuellen Welt hat zur Folge, dass auf diesem Gebiet innerhalb eines Lebensalters, resp. einer Generation Veränderungen und Entwicklungen stattfinden, die ein Longlife Learning mit sich bringt bzw. erforderlich macht.

Die Erfahrungen der vor 1945 Geborenen sind hingegen noch Wesentlich von kontinuierlich-nachvollziehbar, teilweise über Generationen verlaufenden technisch-technologischen Entwicklungen geprägt, insbesondere jedoch vom vorwiegend noch (be)greifbaren Charakter dieser Entwicklungen, wie z.B. das greifbare Buch oder das schnurgebundene Telefon.

Dauerte die Entwicklung des Autoradios über Radio und Auto noch Jahrzehnte bis zum Massengebrauchsgegenstand, erfolgte die von „WWW“ zu Web 2.0 innerhalb ≥ eines Jahrzehntes. Das Mithalten mit und Mitmachen bei dieser technologischen Entwicklung setzt Berührungserfahrung voraus; diese Voraussetzungen liegen bei denjenigen in weit stärkerem Maße vor, die beruflich gezwungenermaßen sich (noch) damit auseinanderzusetzen und anzufreunden hatten.

Während die Umstellung von Schreibmaschine auf PC, insbesondere bezüglich der reinen Textbearbeitung, mit etwas Eingewöhnung machbar ist, da beiden etwas Handliches anhaftet, bedeutet der Sprung ins Internet einen Sprung in „abgründige Gewässer“ .


Der Umgang mit dem Internet und seinen Werkzeugen, d.h. das Sichbewegen in einer elektronisch-virtuellen Welt mit dem dazugehörigen Hard- und Software-Equipment erfordert Interaktions- und Kommunikationsweisen, die auf die vor 1945 Geborenen oftmals befremdlich wirken und wegen der Nichtgreifbarkeit und Anonymität Misstrauen erzeugen.

Das Surfen im „WWW“ ist von Technik und Rezeption her etwas völlig Anderes, als das Blättern in einem Reisekatalog.

Neben den Grundvoraussetzungen des Internetsurfens - Internetanschluss, PC, Software - stellt die Bereitschaft, sich auf die Internet-Fachsprache einzulassen, eine wesentliche Einstiegs- und Umgangsvoraussetzung dar.

Die Aneignung dieser interneteigenen Sprache stellt ab einem bestimmten Senioren-Alter eine abschreckende Hürde dar. Hintergrundwissen und -erfahrung u.a. bezüglich - vorwiegend anglizistischer - Begrifflichkeiten fehlen und erschweren die Bereitschaft, sich dem Internet zu öffnen.

Auch hier sind wiederum die im Vorteil, die als nunmehrige „Ü 50er“ noch beruflich sich entsprechende Grundkenntnisse aneignen mussten.

Das Internet als „Fenster zur Welt“ ist für viele älteren Menschen nicht mit Neugier, sondern mit Scheu vor Technik und Sprache besetzt, da mit den eingeübten und vertrauten Lebens- und Kommunikationsgewohnheiten nicht in Einklang stehend.

Wenn festzustellen ist, dass „Senioren das Internet erobern“, dann trifft dies in erster Linie auf die heutige Altersgruppe der 50- bis 59-jährigen zu, in Abstrichen auf die „Ü 60er“.


Insbesondere Art und Umfang der Internetnutzung unterscheidet sich bei (jüngeren)Älteren deutlich von der ins Internet hineingewachsenen bzw. mit diesem aufgewachsenen Jugendgeneration: Es wird zwar beispielsweise per Email kommuniziert, nicht jedoch gechattet.


Voraussetzung für einen angstfreien Umgang älterer Menschen mit dem Internet ist die Überwindung von Kenntnis- und Wissensdefiziten. Die Bereitschaft, Wissen, Kenntnisse und Fertigkeiten zu erwerben, ist entscheidend von Motiven und Motivation abhängig. Die Motive liegen oftmals im familiären Umfeld bzw. (in geringerem Umfang) im Bekanntenkreis.

Es muss also ein - oftmals familiär geprägter - Anreiz da sein, um sich an einen PC zu setzen und sich ins „WWW“ zu begeben.

Auf einem eingerichteten PC einen elektronischen Brief zu verfassen und zu versenden, mag - unter Anleitung - noch etwas Überschaubar-Nachvollziehbares sein. Sich in die unbekannte Welt des „World Wide Web“ zu begeben, gleicht hingegen einer Auslandsreise in kulturfremde Regionen.

Selbst diejenigen der Älteren, die einen Computergrundkurs besucht haben, stehen dem „World Wide Web“ hilflos gegenüber, wenn es darum geht, einen „Browser“ auszuwählen und gezielt im Internet nach einer Informationsseite zu suchen, bzw. den Risiken „gefährlicher“ Internseiten, wirksam zu begegnen. Es wird hieraus deutlich, dass eine Hinführung älterer Menschen zu Computer- und Internetnutzung angeleitet und mit Hilfestellungen versehen erfolgen muss. Das Internet gezielt als Informationsquelle zu nutzen, ist sicherlich nicht zuletzt auch eine Frage des Bildungsstandes und der beruflichen Herkunft.




Eher spieltherapeutischen und gruppendynamischen Charakter hat der in einem Altersheim unternommene Versuch, die Heimbewohner an den Computer mit geöffnetem Internet mit dem Versprechen zu locken, nach Nutzung ein Extrastück Kuchen zu bekommen. Damit ist auch die Frage verbunden, ob Computer- und Internetnutzung im Alter in jedem Fall die unabdingbaren Voraussetzungen für Zufriedenheit und Lebensteilhabe darstellen.