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Wege der Europäischen Gemeinschaften (EU) zur Überwindung der digitalen Spaltung

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Die Europäische Union (EU) bemühte sich schon früh, den Anschluss an die durch die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sich verändernden Wirtschafts- und Gesellschaftsformen zu finden.
Bereits auf einer Tagung des Europäischen Rates in Lissabon im Jahr 2000 wurde der Zugang zu den Informations-und Kommunikationstechnologien (IKT) und die Förderung der digitalen Fertigkeiten für alle Bürger der EU gefordert, um an den sich verändernden Wirtschafts- und Gesellschaftsformen teilnehmen zu können.
Zunächst waren die zur Erreichung dieses Zieles ergriffenen Maßnahmen der EU mehr für die im Berufsleben stehende und dort hinein wachsende Generation gedacht; die digitalen Anforderungen an den Arbeitsplatz sollten sich in der Qualifikation der Berufstätigen widerspiegeln.
Nachdem ein Großteil der jüngeren und berufstätigen Bevölkerung der EU-Mitgliedstaaten mit Internetanschlüssen ausgestattet war, richtete sich der Blick der EU verstärkt auf die Bevölkerungskreise, die bislang nicht oder nur im geringen Maße mit den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in Berührung gekommen waren.
Auf der EU-Ministerkonferenz in Riga im Jahr 2006 wurden Maßnahmen der Vermittlung digitaler Fertigkeiten für bestimmte Zielgruppen mit Priorität gefordert. Zu den genannten Bevölkerungsschichten zählten Menschen mit Behinderungen, Menschen mit geringem Einkommen, niedrigem Bildungsniveau und ältere Menschen. Der Wunsch der EU, alle Menschen seiner Mitgliedstaaten an der Informationsgesellschaft teilhaben zu lassen, gab damit auch älteren Menschen die Möglichkeit, über den Erwerb digitaler Fähigkeiten und durch einen Zugang zum Internet gleichberechtigt mit der jüngeren Generation am sozialen Leben teilzunehmen.

EU-Ministerkonferenzen zur digitalen Integration

Inhaltsverzeichnis

Digitale Integration

Die Bedeutung digitaler Kenntnisse und Fähigkeiten im Leben älterer Menschen.

Der Einfluss, den die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) auf Wirtschaft und Gesellschaft heute ausüben, wirkt sich auch auf den Alltag im Leben jedes Einzelnen aus. Jeder Nutzer der IKT kann im World Wide Web mit anderen kommunizieren, Informationen einholen und sich aktiv und gleichberechtigt zu Fragen unserer Gesellschaft äußern. (Mit den von der Europäischen Union verwendeten Begriff IKT wird die Verbreitung des elektronischen Informationsaustausches, die Umstellung auf die digitalen Technologien und das ständige Wachstum des Internet bezeichnet.)

Auch der zu den älteren Menschen gehörende Personenkreis hat in den letzten Jahren Fortschritte in der Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien gemacht, obwohl Erfahrungen mit PC und Datenverarbeitung für viele erst im Berufsleben einsetzten.Von der Lockerheit, mit der heute Zehnjährige bereits E-Mails schreiben und einen Chatraum für sich nutzen, ist die ältere Generation oft weit entfernt.

Die Bedeutung einer digitalen Integration älterer Menschen wird im Zusammenhang mit der wachsenden Alterung der europäischen Bevölkerung sichtbar. Die Tatsache, dass der Anteil junger Menschen durch den Rückgang der Geburtenrate und der steigenden Lebenserwartung sich zunehmend verringern wird, lässt einen Arbeitsplatz für ältere Menschen wieder an Bedeutung gewinnen. Die Europäische Union sieht in der Verlängerung der Lebensarbeitszeit eine der möglichen Antworten auf den demographischen Wandel in der Gesellschaft.

In einer Pressemitteilung der Europäischen Union vom 8. Juni 2009 wird über ein Treffen des Rates der EU in Luxemburg zu dem Thema "Gleiche Chancen von Männern und Frauen für ein aktives und würdevolles Altern" berichtet. Bei der Tagung wurde auf die widersprüchliche Ausgangslage in Politik und Gesellschaft zur Erlangung gleicher Voraussetzungen für ein aktives und würdevolles Altern hingewiesen. So wird das Streben der Union nach einer längeren Arbeitszeit im Leben durch die Tatsache beeinträchtigt, dass der Fortbestand der Berufstätigkeit am Arbeitsmarkt heute nicht immer gegeben ist. Häufig sind auch Vorurteile, die sich allein auf das Alter beziehen, gegenüber älteren Arbeitsuchenden anzutreffen.

Beständig wachsende Anforderung an die Qualifikation, Flexibilität und Mobilität im Beruf, um im globalen Wettbewerb zu bestehen und jetzt auch in der gegenwärtigen ökonomischen Krise, erschweren eine vorurteilsfreie Einschätzung von älteren Mitarbeitern und Kollegen. Noch immer sind Fortbildungsmaßnahmen für Ältere nicht allgemein die Regel.

Vorurteile gegenüber einer Berufstätigkeit im Alter führen besonders auch bei älteren Frauen zu einer Reduzierung ihrer Arbeitsmöglichkeiten, wodurch ältere arbeitslose Frauen häufiger dem Risiko einer Altersarmut ausgesetzt sind. Der kürzere Verlauf der Berufszeit vieler Frauen durch Familiengründung, aber auch durch die Übernahme der Pflege älterer Familienangehöriger, führt an sich schon zu geringeren Rentenansprüchen der Frauen als bei den Männern. Hinzu kommt die nach wie vor häufig bestehende Benachteiligung bei dem Entgelt von Frauen gegenüber Männern für gleiche Leistungen.

Die Bekämpfung von Diskriminierung jeder Art, wozu die Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Alter und gesundheitlichen Einschränkungen gehört, wird von der Europäischen Union in zahlreichen Abkommen, Richtlinien und Mitteilungen zu Konferenzen bekundet. Die Mitgliedstaaten werden deshalb aufgefordert,

  • die Chancengleichheit von Männern und Frauen im Berufsleben zu fördern,
  • den Zugang zur Arbeit für alle Altersgruppen zu ermöglichen,
  • Arbeitsbedingungen zu fördern, die Anreize zu einem aktiven Altern bieten, wodurch zugleich ein frühes Ausscheiden aus dem Berufsleben verhindert werden soll,
  • geschlechtsspezifische Unterschiede in der Bezahlung von Tätigkeiten zu bekämpfen,
  • für eine bessere Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben, besonders für Frauen, einzutreten.

http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/lsa/108375.pdf

Initiativen und Aktionen als Unterstützungsmaßnahmen der EU.

Teilnehmen, Mitmachen als Aufforderung der EU.

Auf einer EU-Ministerkonferenz in Lissabon im Dezember 2007 zu dem Thema der der digitalen Integration der europäischen Bevölkerung wurde die Kampagne
"e-Inclusion: Be Part of It" (Digitale Integration: Nimm Teil daran) gestartet.
Ziel der Kampagne war es, anhand von beispielhaften Projekten und Aktivitäten (best practice) zu zeigen, dass es allen Menschen, ungeachtet persönlicher und gesellschaftlicher Benachteiligungen, durch die Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) gelingen kann, an der Informationsgesellschaft teilzunehmen.
Digitale Integration heißt Teilnahme an der Informationsgesellschaft

Die Kampagne endete auf der EU-Ministerkonferenz zur digitalen Integration im Dezember 2008 in Wien mit einer gleichzeitig stattfindenden Ausstellung von
eingereichten Projekten aus den einzelnen Mitgliedstaaten der EU; die besten davon wurden am Schluss der Konferenz mit Preisen ausgestattet.
Preis für "Gutes Altern"

e-Inclusion: Be part of it

Viviane Reding, Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien der Europäischen Union, äußerte auf der Tagung in einer Videoansprache, dass die Konferenz nur den Schlusspunkt der Kampagne "e-Inclusion: Be Part of It" darstelle, aber bei weitem nicht das Ende von Aktionen und von Unterstützungsmaßnahmen der EU auf dem Gebiet der digitalen Integration sei.

EU-Ministerkonferenz zur digitalen Integration (e-Inclusion) vom 30.Nov. - 2.Dez. 2008 in Wien.

In einem Informationspapier der Europäischen Gemeinschaft wurde die Konferenz als das größte europäische Ereignis zu dem Thema "Digitale Integration" angekündigt. Weit über tausend Teilnehmer folgten den Ausführungen zahlreicher Diskutanten zu bereits vorhandenen Lösungen und zukünftigen Entwicklungen der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT).
Die Thematik der digitalen Integration wurde auf der Konferenz in sechs verschiedene Bereiche gegliedert, die einzeln unter unterschiedlichen Aspekten diskutiert wurden. So lautete ein Konferenzthema

Digitale Kenntnisse und Fähigkeiten (Digital Literacy).

Festgestellt wurde, dass die Nutzung des Internet deutlich Fortschritte bei der gesamten EU-Bevölkerung aufweist. Die bei der Konferenz herangezogenen statistischen Unterlagen von Eurostat bezogen sich auf einen Vergleich zwischen den Jahren 2005 und 2007. So stieg die Zahl der Internetnutzung insgesamt in der EU von 41% im Jahr 2005 auf 51% im Jahr 2007. Auch bei sozial benachteiligten Gruppen waren Fortschritte nachweisbar.
Andererseits hatte rund 40% der EU-Bevölkerung immer noch keinen Internetanschluss und besaß keine Computerkenntnisse; 50% der Betroffenen gehörte davon zu der Altersgruppe der 55-64jährigen, 81% zu der Altersgruppe der 65-74jährigen.

Wird nicht nur die Nutzung des Internet, sondern zusätzlich die Qualität der Nutzung in Betracht gezogen, zeigen sich Hinweise für eine zweite digitale Spaltung.
Bei Weitem nicht alle Teilnehmer des Internet nehmen die Möglichkeiten, welche online-Dienste anbieten, in Anspruch. Digitale Kenntnisse und Fähigkeiten umfassen zukünftig nicht nur den Zugang zu Technologie und Information, zunehmend wird auch die Nutzung, die Teilnahme und das eigenständige Gestalten von Inhalten des Internet von Bedeutung sein. Gefragt ist der Einsatz der neuen Technologien als kreatives und kulturelles Mittel. Immer mehr vermischen sich die digitalen Kenntnisse und Fähigkeiten mit dem Wissen und den Kenntnissen von den angebotenen Medien.
Zusätzlich zu den sich ständig weiter entwickelnden neuen Technologien erfordert auch ein kritischer und selbstbestimmter Umgang mit den Medien einen fortwährenden neuen Erwerb von Kenntnissen und Fähigkeiten. Hierbei ist Sorge zu tragen, dass der Mehrheit der Bevölkerung diese Wege offen stehen, wobei ein genügend großer Spielraum von unterschiedlichen Lern- und Lebensstilen auch jene einschließen muss, die langsamer voran schreiten.

Wohltuendes Altern (Ageing Well).

Ältere Menschen, die häufig Einpersonenhaushalten vorstehen, haben durch die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) mehr Möglichkeiten erhalten mit Familie, Freunden und Bekannten in Kontakt zu bleiben und trotz gesundheitlicher Einschränkungen am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Allerdings stellen ältere Menschen keine homogene Gruppe dar, so wird in den Diskussionen zu dem Thema "Wohltuendes Altern" auf der Tagung zur digitalen Integration in Wien vermerkt. Die durch die IKT angebotenen Hilfestellungen müssen sich den Anforderungen der jeweiligen Nutzer anpassen. Diese Bedürfnisse der älteren Menschen sind in der Industrie bislang jedoch nicht genügend bedacht worden.
Zudem sind die von unterschiedlichen Herstellern bereits auf dem Markt angebotenen Erzeugnisse zur Erleichterung häuslicher Lebensbedingungen im Alter häufig nicht miteinander zu verbinden. Der meist noch geringe Absatz auf dem Markt bietet der Industrie nur geringe Anreize, nach neuen Lösungen zu suchen.
Doch Industrie und Handel sollten ihre Aufmerksamkeit auf die Wünsche und Bedürfnisse der älteren Menschen richten. Hier liegt der Schlüssel zu einem erfolgreichen Markt für Produkte und Dienste, welche durch die IKT geboten werden.
Die jeweiligen Regierungen der Mitgliedstaaten sollten dabei ein günstiges Umfeld für neue innovative Produkte und Dienstleistungen schaffen. Staatsaufträge können die Risiken der Entwicklung und Markteinführung innovativer Erzeugnisse für ältere Menschen mindern und wirtschaftliche Anreize für Hersteller und Lieferanten bieten.


Elektronische Barrierefreiheit (eAccessibility).

Bei der Debatte über Barrierefreiheit wurde auf der Konferenz wiederholt geäußert, dass die Beteiligung der Nutzer in allen Entwicklungsphasen der Gestaltung für ein wirtschaftlich erfolgreiches Produkt notwendig sei.
Wenn auch bei den Nutzern von barrierefrei gestalteten Warenangeboten und Dienstleistungen hauptsächlich an Menschen mit Behinderung zu denken ist, profitiert letztlich doch jedermann, insbesondere in Hinblick auf eine zunehmend älter werdende Bevölkerung gesehen.
Obwohl Leistungsvergleiche zu den Angeboten der elektronischen Barrierefreiheit in Europa große Unterschiede aufweisen, zeigt sich ein enger Zusammenhang zwischen den Ausführungen in der Gesetzgebung zu dem Thema Barrierefreiheit und dem bereits Erreichtem in der Praxis. Teilnehmer an der Diskussion über die Barrierefreiheit auf der Konferenz sprachen sich für eine mehr einheitliche, europaweit geltende Gesetzgebung aus, die bei der industriellen Produktion zu mehr Übereinstimmung führen würde.
Bei der Barrierefreiheit geht es nicht mehr nur um die Gestaltung von Webseiten, auch Fernseher, Mobiltelefone und weitere tragbare Geräte sind zunehmend von Bedeutung für barrierefrei angebotene elektronische Dienstleistungen.

Schlaglichter auf Fragen zur digitalen Integration.

Mit der Wirtschaftskrise wächst auch die Zahl der Menschen, die Unterstützung benötigen. Die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sind ein wichtiges Mittel zur Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit.
Das Fehlen dieser Instrumente, wie auf regionaler Ebene beobachtet werden kann, zeigt sich in wirtschaftlich schwach strukturierten Gebieten und benachteiligten Bevölkerungsgruppen, welche häufig am wenigsten Zugang zu den neuen Technologien und am wenigsten Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung haben.
Von den zuständigen politischen Stellen müssen in den betroffenen Gebieten wirtschaftliche Aktivitäten angestoßen und gefördert werden. Wichtig sind Investitionen in Breitbandnetze, in elektronische Kompetenzen und in neue Dienstleistungen, um die Qualität des Lebens zu verbessern.
Die Vernetzung dieser Komponenten mit politischem Handeln sollte so gut koordiniert sein, dass schwächere Regionen nicht zurückgelassen werden.

Ein digitaler Ausschluss kann vielfältige, nicht nur technologische Gründe haben. Auch geschlechtsspezifische Merkmale können dabei eine bedeutende Rolle spielen. Wir müssen noch besser verstehen lernen, wie Alter, Behinderungen, sowie ethnische Fragestellungen sich mit geschlechtsspezifischen Merkmalen überschneiden, wurde auf der EU-Konferenz in Wien zu dem Thema Geschlecht und Gleichheit vermerkt.

Digitale Integration 2020.

Die Zukunft, meinten die Teilnehmer bei der Diskussion zu dem Thema "Digitale Integration 2020" ist schwer vorhersagbar, die Welt von morgen sieht möglicherweise ganz anders aus als wir heute annehmen. Sicher scheint jedoch, dass die Kommunikations- und Informationstechnologien (IKT) zu unserem Alltag gehören werden wie heute die Elektrizität. Die Zugänglichkeit zur IKT wird ständig verbessert werden; ist sie standardmäßig verfügbar, wird sie auch quer durch alle Gesellschaftsschichten entsprechend kostengünstiger zu haben sein.

Ethischen Fragen wurde bisher im Zusammenhang mit IKT wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Doch Neuerungen der Wirtschaft und Wissenschaft werden auf dem Markt nur dann erfolgreich sein, wenn sie in unserem Leben auch wirklich gebraucht werden. Zwischen dem, was wirtschaftlich profitabel und dem, was tatsächlich benötigt wird, muss ein Gleichgewicht bestehen. Am besten werden ethische Kriterien von Beginn an in die Produktionsentwicklung mit einbezogen.

Letztendlich ist die digitale Integration ein globales Thema. In Indien wird sich die Zahl älterer Menschen in den nächsten 10 Jahren von 80 Millionen auf 160 Millionen verdoppeln. In Afrika, wo 40% der Bevölkerung unter 14 Jahre alt sind, bestehen große gesellschaftliche Unterschiede. Das Bild afrikanischer Gesellschaften ist häufig geprägt von einem geringen Bildungsniveau, der Zugang zum Internet ist in sehr unterschiedlichem Maße gegeben, an industriellen Investitionen größeren Ausmaßes fehlt es meistens.
Wenn es zwischen den verschiedenen Regionen der Welt auch große Unterschiede gibt, finden sich doch auch gemeinsame Herausforderungen und Lösungen. Um gemeinsam weiter zu kommen, ist wechselseitiges Lernen verbunden mit einem Austausch von Erfahrungen wichtig und notwendig.

"Das Internet ist ein Vehikel zur Freisetzung einer großen Menge an Kreativität, einschließlich derjenigen aus der dritten Welt. Es stellt ein neues soziales Gebilde dar, welches von zunehmender Bedeutung für das moderne Leben ist", so Sir Tim Berners-Lee, der Direktor des World Wide Web Consortiums (W3C), in seinem Videobeitrag zu dem Thema "Vorstellungen einer integrierten Informationsgesellchaft" auf der Konferenz in Wien., zitiert in:
e-Inclusion Ministerial Conference Vienna, 30th - 2nd December 2008, Conference Report

http://ec.europa.eu/information_society/events/e-inclusion/2008/doc/final_report.pdf

Digitale Integration heißt Teilnahme an der Informationsgesellschaft

Die englische Bezeichnung "e-Inclusion" entspricht in den Unterlagen der Europäischen Gemeinschaft (EU) der deutschen Form der Wiedergabe von "Digitale Integration" oder "e-Integration", wobei das "e" für elektronisch steht. Als Terminus wird auch "einschließende Gesellschaft" verwendet. Die Schreibweise variiert im Englischen wie im Deutschen zwischen "e-Inclusion", "eInclusion" und "e-Integration" und "eIntegration". Die jüngere Berichterstattung bevorzugt "e-Inclusion" bzw. "digitale Integration".

Digitale Integration heißt

  • Teilnahme am sozialen und wirtschaftlichen Leben mittels digitaler Fähigkeiten und der Möglichkeit des Zugangs zu den Informations- und Kommunikationstechnologien;
  • Verminderung der digitalen Kluft zwischen reichen und ärmeren EU-Regionen;
  • Verminderung der digitalen Kluft zwischen den an die neuen Technologien angeschlossenen und den benachteiligten, nicht angeschlossenen Bevölkerungsschichten;
  • Verminderung der digitalen Kluft zwischen den kulturell bevorzugten städtischen und den benachteiligten ländlichen Gebieten;
  • auch, wesentliche Verbesserungen in den letzten Jahren in Hinblick auf den Zugang zum Internet;
  • dennoch weiterhin bestehende Unterschiede der digitalen Kompetenzen, wodurch die Gefahr sozialer Ungleichheit und Marginalisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen bestehen bleibt.

Die Informationsgesellschaft (information society).

Der Begriff Informationsgesellschaft (information society) wird häufig verwendet als Synonym für

  • die Informations- und Kommunikationstechnologien;
  • eine zunehmend wissensorientierte Wirtschaft und Gesellschaft, die ihr neues Wissen an die verschiedenen Fachgebiete vermittelt und praktische Hilfestellung für Bereiche des täglichen Lebens gibt (z.B. neue Wege zu Dienstleistungen von Behörden und Gesundheit);
  • einen neuen Zugang zu Beruf und Arbeitswelt (Arbeitsplatz zuhause, virtuelles Unterrichten eines Lernstoffes);
  • Wege, welche gesundheitliche, soziale und regionale Benachteiligungen überwinden helfen (barrierefreier Zugang zum Internet und zu einzelnen Webseiten);
  • eine Möglichkeit besonders von älteren Menschen, z.B. durch E-Mails soziale Kontakte zu pflegen und
  • eine Chance von Älteren, durch assistierende Technologien ein Umgebung unterstütztes Leben in der eigenen Wohnung zu führen.

Amtsblatt

Die Lissabonner Strategie oder Lissabon-Agenda.

Mit der Lissabonner Strategie werden die Ziele der Europäischen Union gefördert, die im Jahr 2000 auf der Konferenz des Europäischen Rates in Lissabon festgelegt wurden. Die europäische Wirtschaft soll sich mit Unterstützung der Lissabonner Strategie global wettbewerbsfähig entwickeln und zugleich führend in dieser Rolle auftreten.
EU-Ministerkonferenz zur digitalen Integration in Riga

Im Jahr 2005 wurden auf der Frühjahrstagung vom 22./23. März des Europäischen Rates die Ziele der Lissabon-Strategie einer kritischen Halbzeitbilanz unterzogen, dabei wurden die bisher erzielten Fortschritte bei der Umsetzung der Reformen in den einzelnen Mitgliedstaaten als nicht ausreichend angesehen.
Bereits im November 2004 hatte eine Sachverständigengruppe unter dem Vorsitz des Niederländers Wim Kok die Lissabon-Strategie als Bündel sich gegenseitig beeinflussender Reformen bezeichnet. Die Maßnahmen, die von einem Mitgliedstaat getroffen wurden, gewinnen an Stärke, sobald sie in Absprache mit den Maßnahmen anderer Mitgliedstaaten stehen.
Um mit den Wirtschaftsentwicklungen von Nordamerika und Asien Schritt halten zu können, ist es umso dringender, die in vielen Bereichen anfälligen Reformen mit Nachdruck in den Mitgliedstaaten voranzutreiben. Europa hat zudem der Herausforderung der Überalterung der Bevölkerung und des geringen Bevölkerungswachstums zu begegnen.
Kok-Bericht

Mit der erneuerten Lissabon-Strategie, fortan auch Lissabon-Agenda genannt, wird eine Konzentration auf die Programme und Aktionspläne gelegt, die die stärksten Auswirkungen versprechen.
Für ökonomisches Wachstum, mehr und bessere Arbeitsplätze als angestrebtes Ziel wurden drei Schwerpunkte festgelegt:

  • Der ökonomische Bereich, in welchem der Boden für einen Übergang zu einer auf Wissen basierenden Wirtschaft bereitet wird durch eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie- und Dienstleistungsbereiche und der Förderung von Forschung und Entwicklung.
  • Die Intensivierung und der Ausbau schonender Umwelttechnologien, um das wirtschaftliche Wachstum weitgehend unabhängig von der Nutzung natürlicher Ressourcen zu erreichen.
  • Der soziale Bereich, der eine verstärkte Investition in Bildung und Ausbildung erfordert, um allen Menschen durch Erwerb von Kenntnissen und Fähigkeiten den Zugang zu der Informationsgesellschaft zu erleichtern. Ein Angebot von qualifizierten Arbeitsplätzen fördert den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft, bekämpft soziale Ausgrenzung.

Die von der Europäischen Union ergriffenen Maßnahmen in den verschiedenen Bereichen wurden im Juli 2005 vom Europäischen Rat als „integriertes Leitlinienpaket“ verabschiedet. Eine der aufgeführten Leitlinien gilt dem "Lebenszyklus-Ansatz". Der Erwerb von Kenntnissen und Fähigkeiten als Prozess des lebenslangen Lernens gesehen, soll auch den Zugang zum Arbeitsmarkt im Arbeitsleben einer Person verlängern.
Lissabon-Strategie

Die i2010-Initiative.

"i2010 – Eine europäische Informationsgesellschaft für Wachstum und Beschäftigung" heißt die Initiative, die im Rahmen der erneuerten Lissabon-Agenda im Jahr 2005 von der Europäischen Kommission gestartet wurde.
Mit dieser Initiative, auch i2010-Strategie genannt, soll bis zum Jahr 2010 im Bereich der Informationsgesellschaft und der Medien die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) weiter ausgebaut werden, um

  • einen einheitlichen Informationsraum für die Angebote der Produkte und Dienste auf dem europäischen Markt zu schaffen;
  • Innovation, Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der IKT zu fördern;
  • im öffentlichen Bereich die digitalen Zugangsmöglichkeiten zu Behörden zu erweitern;
  • im persönlichen Bereich die Lebensqualität aller Bürger durch die digitale Integration in die Gesellschaft zu erhöhen.

i2010-Initiative

Im August 2009 wurden in einem Bericht über die digitale Wettbewerbsfähigkeit Europas die Hauptergebnisse der i2010-Strategie aus den vergangenen vier Jahren zusammen mit einem Ausblick auf die künftigen Tätigkeiten in einer Mitteilung der Kommission der Europäischen Union zusammengestellt.

Hauptergebnisse der i2010-Initiative (in Auswahl).

Mit der i2010-Initiative wurde auch die Reform des Rechtsrahmens für die elektronische Kommunikation angestoßen, durch die der Nutzer auf europäischer Ebene besser vor Sicherheits- und Datenschutzverstößen geschützt werden soll.
Die Rechte der Nutzer sind in dem im Mai 2009 gestarteten EU-Rechtsführer "eYouGuide" aufgeführt. Erläutert und mehrsprachig genannt werden die in der Online-Welt geltenden Begriffe des europäischen Rechts zu Bereichen wie Verbraucherschutz, Schutz der Privatsphäre und personenbezogenen Daten.
eYouGuide

Siehe auch Link im Artikel Barrierefreies Internet

Als Ergebnis der Förderung des Marktes für Telekommunikation bewirkte die stärkere Verbreitung von Breitbandverbindungen eine intensivere Nutzung des Internet. Der Anteil der regelmäßigen Internetnutzung in Europa stieg von 43% im Jahr 2005 auf 56% im Jahr 2008. Am schnellsten stieg dabei die Zahl der Nutzer aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Hierzu gehörten auch die Nutzer aus der Altersgruppe 55 - 64 Jahre.

Vorteile der IKT für alle Bürger.

Mit der i2010-Initiative werden u.a. eine Reihe von Projekten gefördert, die den Bürger in den Mittelpunkt der Politik stellen, ohne die wirtschaftlichen Aspekte der verschiedenen Programme dabei zu vernachlässigen.
So wird für den Bereich der elektronischen Gesundheitsdienste ("e-Health") außer der Verbesserung der Gesundheit und des Wohlergehens des europäischen Bürgers auch eine Produktivitätssteigerung in dem kostspieligen Gesundheitsfürsorgesystemen der Mitgliedstaaten und eine größere Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Gesundheitsbereich angestrebt.
Den Bürger im Mittelpunkt der Politik sieht die i2010-Initiative ebenfalls bei der Förderung zur Bereitstellung elektronischer Behördendienste. Obwohl mittlerweile 50% der Behördendienste in der Europäischen Union online zur Verfügung stehen, ist die Zahl der Bürger, welche öffentliche Verwaltungen online in Anspruch nehmen, noch gering. Ein fünfjähriger bis zum Jahr 2011 laufender Aktionsplan soll eine größere Beteiligung der Bürger am öffentlichen Leben mit Hilfe der neuen Technologien unterstützen, wodurch zugleich dem öffentlichen Sektor neue Wege der Verbreitung von Informationen geboten werden.
Zu der i2010-Initiative zählt gleichfalls die Förderung von "Umgebungsunterstütztes Leben", welches durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zu der Steigerung der Lebensqualität älterer Bürger beiträgt. AAL
Hauptergebnise der i2010-Strategie 2005-2009

Deutschland im Leistungsvergleich der EU-Staaten.

Drei Arbeitspapiere begleiten zeitgleich im Datum den Bericht der Europäischen Kommission über die digitale Wettbewerbsfähigkeit Europas.
In einem der Arbeitsberichte werden länderbezogene Ergebnisse für 52 Indikatoren im Leistungsvergleich präsentiert. Dem Vergleich liegen die aktuellen Daten aus den Statistischen Ämtern der Nationalstaaten zusammen mit den Daten von Eurostat zugrunde, wobei das Alter der prozentual anteiligen Bevölkerung zwischen 16 und 74 Jahren liegt.
Deutschland befindet sich im Vergleich zu den anderen EU-Mitgliedstaaten knapp hinter den führenden Ländern in der Entwicklung zu einer Informationsgesellschaft. Die meisten Indikatoren im Leistungsvergleich weisen Werte um den EU-Durchschnitt auf. Verbesserungen können noch auf dem Gebiet der elektronischen Behördendienste und im elektronischen Geschäftsbereich vorgenommen werden.
Der Markt für Breitbandverbindungen hat sich im Jahr 2008 gegenüber dem Jahr zuvor weiter ausgeweitet. Besonders im ländlichen Raum sind 2008 89,7% der Haushalte mit DSL-Anschlüssen versehen, im Vergleich zu 76,6% des EU-Raumes. In einem Vergleich mit den 27 Staaten der Europäischen Union steht Deutschland dabei an 9. Stelle.
Das Internet wird in Deutschland relativ gut genutzt, obwohl Deutschland nicht zu denjenigen Ländern gehört, die die meisten Internetanschlüsse haben.
Das Internet noch nie benutzt haben nur 20% der Deutschen, im Vergleich dazu 33% bei der EU als Ganzes.
Die Verwendung der Internetdienste liegt meistens über dem europäischen Durchschnitt. Zu den Ausnahmen davon gehört das Lesen von Online-Zeitungen und die Teilnahme an Online-Kursen. Im Jahr 2008 lasen nur 21% der Bevölkerung Online-Zeitungen, der EU-Durchschnitt beträgt 25%. Desgleichen lag der Prozentanteil bei der Teilnahme an Online-Kursen bei 2%, im EU-Durchschnitt bei 3%.
ICT Country Profiles: Germany

Die post-i2010 Strategie (2010-2015).

Die Europäische Union plant die im Jahr 2009 zu Ende gehende i2010-Initiative mit einer neuen EU-Strategie für die Informationsgesellschaft ab dem Jahr 2010 fortzuführen. Deshalb sind alle interessierten Bürger und Organisationen der Europäischen Union in der Zeit vom 5. August bis 9. Oktober 2009 aufgerufen, an einer post-i2010 Online-Konsultation teilzunehmen.
In Form eines Fragebogens werden Schwerpunkte der künftigen IKT- und Medienbereiche in Europa zur Beantwortung vorgelegt.
Die Fragen reichen (hier nur in Auswahl angegeben) von

  • der Ermittlung des Stellenwertes der IKT in der nächsten europäischen Strategie für Wachstum und Beschäftigung

zu Fragen

  • der Bedeutung der IKT für eine nachhaltige und kohlenstoffarme Wirtschaft;
  • der Schaffung einer 100% verbundenen Wirtschaft und Gesellschaft durch eine hohe Geschwindigkeit und ein offenes Internet für alle;
  • der Konsolidierung des Online-Binnenmarktes;
  • der Förderung des Zugangs zu Kreativität auf allen Ebenen durch die IKT;
  • der Bereitstellung von effizienten öffentlichen Diensten für alle;
  • der Benutzung der IKT zur Verbesserung der Lebensqualität der EU-Bürger.

Durch die Beantwortung eines Fragebogens zu den einzelnen Themenbereichen wird zusätzlich Gelegenheit gegeben, eigene Vorstellungen und Wünsche in die Gestaltung der neuen Post-i2010-Initiative mit einfließen zu lassen.
Post-i2010

Online-Questionnaire

Europäisches Jahr 2010 zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung

Das Europäische Jahr 2010.

Das Jahr 2010 wurde auf Vorschlag der Europäischen Kommission zum "Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung" ernannt.
Seit 1983 gibt es das von der Europäischen Union in das Leben gerufene "Europäische Jahr", welches die Bürger und Bürgerinnen Europas und ihre nationalen Regierungen
auf bestimmte Themen aufmerksam machen soll. Siehe auch
Europäisches Jahr der Kreativität und Innovation

Die bereits im Jahr 2000 in der Lissabon-Strategie ausgegebene Devise bis zum Jahr 2010 "die Beseitigung der Armut entscheidend voranzubringen" hat nicht verhindern können, dass trotz aller unternommenen Anstrengungen weiterhin fast 80 Millionen Menschen der EU unterhalb der Armutsgrenze leben. (Im Rahmen der EU wird hier die Schwelle zur Armutsgrenze bei 60% des Durchschnittseinkommens des jeweiligen Landes angesiedelt.)
Mag auch ein Vergleich mit Entwicklungsländern, wo der Kampf um Nahrung und sauberes Wasser eine tägliche Herausforderung heißen kann, nicht für die Europäische Union als eine der reichsten Regionen der Welt zu treffen, so gibt es doch eine nicht zu akzeptierende Armut und soziale Ausgrenzung in Europa.
Einer von zehn Europäern lebt heute in einem Haushalt, in dem niemand arbeitet. Aber auch Arbeit schützt nicht immer vor dem Risiko der Armut. Für 8 % der Europäer genügt eine Arbeitsstelle nicht, um der Armut zu entkommen.
Die genannten Zahlen sind in dem Factsheet-2010 "Das Europäische Jahr 2010 zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung", PDF-Datei, deutsche Version, als Verweis unter Europäische Jahr 2010 genannt.

Ursachen von Armut und sozialer Ausgrenzung.

Das Fehlen grundlegender Kompetenzen und fachlicher Qualifikationen sind in durch Armut geprägten Bevölkerungsgruppen Hindernisse den Erfordernissen des Arbeitsmarktes zu entsprechen. Armut und soziale Ausgrenzung sind die Basis einer sozialen Kluft, die zwischen Menschen, die von einem Zugang zu lebenslangem Lernen ausgeschlossen sind und den durch Bildung und Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft eingegliederten Personen entsteht.

"Eine angemessene Beschäftigung kann das Armutsrisiko des Einzelnen erheblich verringern. Beschäftigung allein reicht jedoch nicht immer aus, um die Betroffenen vor Armut zu bewahren, so dass die Armutsgefährdungsquote selbst bei den Beschäftigten immer noch relativ hoch ist.
Armut trotz Erwerbstätigkeit hängt mit
Niedriglöhnen,
dem geschlechtsspezifischen Lohngefälle,
unzureichender Qualifizierung,
begrenzten Berufsausbildungsmöglichkeiten,
der Notwendigkeit,
Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren,
prekären Arbeitsverhältnissen und auch mit
den in einem Haushalt gegebenen schwierigen Bedingungen zusammen.
Ein guter Arbeitsplatz sowie soziale und wirtschaftliche Unterstützung sind für den Einzelnen somit wesentliche Voraussetzungen für die Überwindung der Armut." Zitat aus "Amtsblatt L 298", Seite 21

Eurobarometer-Erhebung 2009.

Im Zusammenhang mit dem Europäischen Jahr 2010 wurde von der Europäischen Union eine Eurobarometer-Erhebung zum Thema Armut und soziale Ausgrenzung im September 2009 veranstaltet. Auf der Grundlage einer Stichprobenauswahl wurden insgesamt knapp 27 000 Bürgerinnen und Bürger in allen Mitgliedstaaten der EU direkt befragt.

Auszüge aus der Eurobarometer-Erhebung zu dem Thema Armut und soziale Ausgrenzung:

73 % der Befragten finden, dass Armut und soziale Ausgrenzung in ihrem Land weit verbreitet sind.
Fast neun von zehn Europäern (87 %) sind der Ansicht, dass arme Menschen nur schwer eine angemessene Wohnung finden,
54 % sehen durch Armut die Aufrechterhaltung sozialer Netze beeinträchtigt.

Doch Armut wird von der Bevölkerung der EU unterschiedlich wahrgenommen.

24 % meinen, Armut bedeutet, die Geldmittel sind so begrenzt, dass man nicht ausreichend am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann.
Für 22 % der Bevölkerung heißt Armut, sich nicht die elementaren Dinge leisten zu können, die zum Leben benötigt werden,
während 21 % Armut als Abhängigkeit von der Hilfe anderer und öffentlicher Unterstützung sehen.
18 % glauben, Armut bedeutet unter der Armutsgrenze zu leben.

Das Ausmaß der Wahrnehmung von Armut differiert bei der Bevölkerung der Europäischen Union von Land zu Land.

Auf die Frage, ob Armut im eigenen Land weit verbreitet sei, antworten
96 % der befragten Ungarn mit Ja, gefolgt von Bulgarien (92 %) und Rumänien (90 %).
Am wenigsten wird Armut in Dänemark gesehen. Nur 31 % der Dänen beantworten die Frage mit Ja.
Das europäische Mittel aller befragten 27 Mitgliedsländer liegt bei 73 % einer Wahrnehmung von weit verbreiteter Armut.
Unmittelbar unter dem europäischen Durchschnitt liegt mit 72 % Deutschland.
Im Vergleich zu Deutschland und anderen EU-Ländern sieht sich Frankreich mit 86 % von wahrgenommener Armut im eigenen Land noch vor Griechenland mit 84 % liegen.

Armutsrisikogruppen.

Auf die Frage, wer einem Armutsrisiko am meisten ausgesetzt ist,
sind 56 % der Europäer der Ansicht, dass Arbeitslose dabei das größte Risiko eingehen,
41 % halten ältere Menschen für die am meisten gefährdete Bevölkerungsgruppe,
während 31 % in einem niedrigen Bildungsniveau, mangelnder Ausbildung, geringen Kenntnissen und Fähigkeiten die Gefahr für ein Leben in Armut sehen.

Zu der Skala der von Armut betroffenen Menschen gehören in den Augen der EU-Bevölkerung unter anderem auch

  • Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen,
  • Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen,
  • Alleinerziehende Elternteile,
  • Kinder und junge Erwachsene,
  • Immigranten,
  • Frauen,
  • die Bevölkerungsgruppe der Roma.

Die Eurobarometer-Erhebung zeigt auch, dass bei der Frage nach der Anfälligkeit älterer Menschen für Armut das eigene Alter in der Meinungsumfrage eine wichtige Rolle spielt. Von den jungen Europäern im Alter zwischen 15 und 24 Jahren denken nur 33 %, dass ältere Menschen dem Risiko der Armut ausgesetzt sind, während von den Befragten der Eurobarometer-Erhebung im Alter von 55 Jahren und mehr 45 % diese Meinung vertreten.

Eurobarometer-Studie zu Armut und sozialer Ausgrenzung 2009

Das Europäische Jahr – Ziele, Leitprinzipien und Maßnahmen.

Auszüge und Zusammenfassung der im Amtsblatt L298/20 veröffentlichten Ziele, Leitprinzipien und Maßnahmen zum Europäischen Jahr 2010:

Die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung ist eines der zentralen Engagements der Europäischen Union und ihrer Mitgliedsstaaten, denn Wohlstandsgefälle und extreme Armut geben Anlass zu wachsender Sorge.
Die Förderung der Chancengleichheit für alle wird als ein wichtiger Faktor für die Solidarität innerhalb der Gesellschaft und zwischen den Generationen sowie für die Schaffung einer integrativen Gesellschaft ohne Armut angesehen.

Mit dem Europäischen Jahr 2010 soll das öffentliche Bewusstsein geschärft werden

  • für die Anerkennung von Rechten der von Armut und sozialer Ausgrenzung Betroffenen auf ein Leben in Würde und auf
    umfassende Teilhabe an der Gesellschaft (Anerkennung des Grundrechts),
  • für einen Beitrag zur Bekämpfung von Stereotypen und von Stigmatisierung,
  • für die Verantwortung der Allgemeinheit und des Einzelnen im Kampf gegen Armut und soziale Ausgrenzung, dabei auch
  • für die Bedeutung, die der Förderung und Unterstützung der ehrenamtlichen Tätigkeit zukommt.


Informations-, Werbe- und Aufklärungskampagnen sollen dazu dienen, die Leitprinzipien und angestrebten Ziele des Europäischen Jahres 2010 bekannt zu machen. Desgleichen sind Begegnungen, Konferenzen und Wettbewerbe als Multiplikatoren für die Verbreitung gelungener Projekte und gefundener Erfahrungen einzusetzen.

Amtsblatt

Das Europäische Jahr 2010 in Deutschland.

Die Europäische Kommission ist der Ansicht, dass aufgrund der unterschiedlichen wirtschaftlichen und sozialen Fortschritte in den Mitgliedstaaten ein Großteil der Aktivitäten zu dem Europäischen Jahr 2010 auf nationaler Ebene stattfinden sollte.
Für die Koordinierung und Organisation in Deutschland ist das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) verantwortlich, das als Durchführungsstelle zuständig ist für die nationale Festlegung von Prioritäten für das Europäische Jahr sowie für die Auswahl der konkreten Maßnahmen, die für eine Finanzierung durch die Gemeinschaft vorgeschlagen werden sollen.
Maßnahmen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene können bis zu einer Höhe von 50 % der zuschussfähigen Gesamtkosten von der Europäischen Union mitfinanziert werden. Amtsblatt

Drei Themenbereiche werden von dem BMAS in den Mittelpunkt für "Das Europäische Jahr 2010 gegen Armut und soziale Ausgrenzung" gestellt.

  • "Jedes Kind ist wichtig – Entwicklungschancen verbessern!"
    Dabei unterstützt werden sollen Kinder aus benachteiligten Familien und belasteten Familiensituationen, um individuelle und gesellschaftliche Benachteiligungen auszugleichen.
  • "Wo ist der Einstieg? – Mit Arbeit Hilfebedürftigkeit überwinden!"
    Aufzuzeigen sind Aus- und Weiterbildungsangebote, aufzuzeigen ist die Wirkung fairer Arbeitsbedingungen und angemessener Erwerbseinkommen, insbesondere für Menschen mit Migrationshintergrund, ältere Menschen., Langzeitarbeitslose, Menschen mit Behinderung sowie Alleinerziehende.
  • "Integration statt Ausgrenzung – Selbstbestimmte Teilhabe für alle Menschen!"
    "Es gilt den Zugang zu Dienstleistungen (insbesondere Gesundheitsversorgung, Unterbringung und Verpflegung, Beratungs- und Bildungsangebote) für vom Arbeitsmarkt weit entfernte Menschen zu verbessern. Hierzu zählen Wohnsitzlose, Menschen mit mehrfachen Problemlagen und andere teilweise schwer erreichbare Personengruppen wie z.B. Asylbewerber, geduldete Flüchtlinge und Migranten ohne Aufenthaltspapiere. Darüber hinaus geht es um die soziale Integration und Angebote für behinderte, ältere und hochbetagte Menschen."

Zitat, siehe Seite 10, aus:
" Mit neuem Mut. Nationale Strategie für Deutschland zu Umsetzung des Europäischen Jahres 2010 gegen Armut und soziale Ausgrenzung." Bundesministerium für Arbeit und Soziales, national abgestimmter Entwurf, am 27.05.2009 an die EU-Kommission versendet.
Zu finden unter
Mit neuem Mut
Startseite --> Über das EJ 2010 --> Infos und Materialien zum Thema --> Europäisches Jahr 2010 – Nationalstrategie (PDF-Dokument, 122 KB)

Mehr Engagement durch Öffentlichkeit und Politik im Europäischen Jahr 2010 heißt:
"Die Arbeit der Wohlfahrtsverbände, der unabhängigen Betroffenenverbände und die Initiativen freier Träger sollen Anerkennung und nachhaltige Stärkung erfahren.
Zusätzlich werden Unternehmen ermutigt, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und sich freiwillig gesellschaftlich engagieren.
Es soll deutlich werden, was jeder Einzelne und die Gesellschaft insgesamt gewinnen, wenn soziale Ausgrenzung und Armutsrisiken verringert werden."
Zitat aus: Bundesministerium für Arbeit und Soziales "Das Europäische Jahr 2010 gegen Armut und soziale Ausgrenzung."
BMAS

Termin: Die Auftaktveranstaltung zum EJ 2010 wird am 25. Februar 2010 in Berlin stattfinden

Umgebungsunterstützende Technologien

Die Europäische Union fördert mit ihrem Aktionsplan "Wohltuendes Altern in der Informationsgesellschaft" Forschungsprojekte, die sich mit Entwicklungen von unterstützenden Technologien speziell für ältere Menschen befassen.

Umgebungsunterstützes Leben/Ambient Assisted Living Joint Programme (AAL JP).

Um diesen Entwicklungen in den einzelnen EU-Ländern Nachdruck zu verleihen, wurde vonseiten der Länder im September 2007 in Belgien die Initiative „Ambient Assisted Living Joint Programme (AAL JP), im Deutschen "Umgebungsunterstütztes Leben" genannt, gegründet. Die Initiative, vorgesehen für den Zeitraum 2008-2013, hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensqualität älterer Menschen durch verstärkten Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zu verbessern.
AAL

"Smart Homes"/"Intelligente Häuser" und andere technologische Neuerungen.

"Intelligente Häuser" bieten durch den Einbau neuer Technologien Überwachungs- und Kontrollmöglichkeiten, die bei ihren Bewohnern, besonders bei älteren Menschen, ein verstärktes Gefühl von Sicherheit in ihrer häuslichen Umgebung erzeugen sollen.
Das "Berliner Institut für Sozialforschung (BIS)" hat, gefördert von der Europäischen Union und dem Bundesministerium für Forschung und Bildung, Untersuchungen zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Effekten zukünftiger Nutzung von AAL-Technologien durchgeführt. In der Studie "Akzeptanz von AAL-Technologien zur Unterstützung der Gesundheit und Sicherheit" wurden ältere Menschen, welche z.T. von gesundheitlichen Einschränkungen betroffen, gefragt, ob sie moderne Technik akzeptieren und für sich selber wünschen, wenn diese Technik ihnen ermöglicht, länger ein selbständiges Leben in der eigenen Wohnung zu führen.
Die Akzeptanz der AAL-Technologien wurde bei den TeilnehmerInnen der Untersuchung unterschiedlich hoch eingeschätzt.

Neben Vorführungen neuer Technologien aus den Bereichen

  • Telemonitoring für Herz- und Kreislaufprobleme,
  • Automatische Medikamentenbox,
  • Intelligenter Schuh

boten die automatischen Sicherungssysteme für die Wohnung und das Wohnen in "Intelligenten Häusern" Möglichkeiten zu Alarmauslösungen bei Brand, bei Sturz, bei Einbruch, bei unüblichen Verhalten, ebenso für die Überwachung von Türen und Fenstern und Anwesenheitssimulation bei Abwesenheit.
Die Vorteile der intelligenten Technik im eigenen Heim wurden als Angebot/Vermittlung von

  • mehr Sicherheit und Schutz und Unabhängigkeit in der Wohnung angesehen,
  • Ruhe und Sicherheit vor allem, wenn man allein lebt,
  • Technik als Hilfe zur Bewältigung des Alltags.
  • einer Steigerung der Lebensqualität mit der Begründung, sich weniger Gedanken machen zu müssen.

Nähere Angaben zu der Untersuchung sind in einem Vortrag des Berliner Instituts für Sozialforschung mit dem Titel "AAL-Technologien zur Verbesserung der Unabhängigkeit und Mobilität im Alltag aus Sicht der Nutzer" zu finden. IAS
Der Vortrag wurde auf einer Veranstaltung des TSB Berlin über "Intelligente Assistenz-Systeme" gehalten und findet sich bei Aufruf des Links unter dem Punkt Schulze-BIS—TSB Kooperationsforum-IAS 081021.pdf als Datei zum Download.

Preis für "Gutes Altern".

Hilfe zur Selbständigkeit mit umgebungsunterstützenden Technologien.

Am Ende der EU-Ministerkonferenz in Wien im Dezember 2008 und als Abschluss der die Konferenz begleitenden Kampagne "e-Inclusion:Be Part of It!", wurden erstmals Preise für Projekte vergeben, welche durch gute Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) die digitale und soziale Integration gefördert haben.
EU-Ministerkonferenz zur digitalen Integration (e-Inclusion) vom 30.Nov. - 2.Dez. 2008 in Wien

Die Preise wurden in folgenden Kategorien der vorgestellten Projekte vergeben:

  • Gutes Altern,
  • Geografische Integration,
  • Digitale Kenntnisse und Fähigkeiten,
  • Kulturelle Verschiedenheit,
  • Im Abseits stehende junge Menschen,
  • Barrierefreier Zugang zum Internet,
  • Digitale Integration im Öffentlichen Dienst.

Der Preis in der Kategorie "Gutes Altern" erhielt das englische Projekt des "London Borough of Newham".

Die Gemeinde Newham, ein Distrikt von rund 200 000 Einwohnern im Großraum London, nahm an einem auf 2 Jahre angelegten Forschungsprojekt des Gesundheitsministeriums teil, welches untersuchte, inwieweit die Technologie Menschen helfen kann, ihre gesundheitlichen und allgemeinen Lebensbedingungen so zu gestalten, dass sie ihre Selbständigkeit behalten und zuhause leben können. Das Projekt war insbesondere für ältere Menschen, die eigenständig in ihrer Wohnung leben, und für Menschen mit langfristigen Gesundheitsproblemen, wie z.B. Diabetes oder Herzinsuffizienz, gedacht.

Zweitausend Menschen konnten ihre Wohnung so einrichten lassen, dass eine elektronische Überwachung ihrer Gesundheit (Telehealth) und ihres Bedarfs an Hilfe (Telecare) ermöglicht wurde. Mit dem elektronischen Überwachungssystem wurden Sozialstationen in Newham als Ansprechpartner für Notrufe bei Unfällen und Gefahren (Stürze, Feuerausbruch in der Wohnung u.a.) verbunden. Eine Kombination von Alarmanlagen, Sensoren und weiterer technischer Ausstattung sorgte in einem Notfall für die Auslösung des Alarms. Ein Sensor zum Beispiel, an dem Bett des Besitzers angebracht, registrierte, ob dieser in der Nacht das Bett verließ. Fiel die Person dabei hin, wurde ein Alarm ausgelöst, der in der Überwachungsstation entsprechende Hilfsmaßnahmen in Gang setzen konnte.

Die elektronische Gesundheitsüberwachung (Telehealth) hilft Menschen mit den dauerhaften Einschränkungen ihrer Gesundheit umzugehen. Wichtige Merkmale des gesundheitlichen Befindens, wie Gewicht oder Blutdruck, werden automatisch mit einem Apparat gemessen, der diese Messungen in ein dafür erstelltes TV-Programm einstellt. So können Patienten den Verlauf der Aufzeichnungen ihrer Werte auf dem Fernsehschirm per Fernbedienung anschauen. Auf dieselbe Weise können auch die Mitarbeiter von Gesundheitsdiensten in Newham Vorsorge treffen, sollten die gemessenen Werte eines Patienten sich nicht mehr im Normbereich befinden, den gesundheitlichen Zustand wieder zu verbessern. Die Skala der Maßnahmen reicht von unterstützenden Fragebögen und Videos zur besseren Handhabung der gesundheitlichen Belange bis zu Ratschlägen zur Einnahme von Medikamenten, zu Diäthinweisen und Vorschlägen für die allgemeine Lebensführung des Patienten. Die elektronische Gesundheitsüberwachung stellt keinen Notdienst dar, im Gegenteil, indem der Patient Gelegenheit erhält mit seinen gesundheitlichen Problemen umzugehen, sollen die Notfälle vermieden werden.Telecare

Barrierefreie Informationsgesellschaft

Bei der Nutzung des Internet können ältere Menschen auch zu der Gruppe von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen gezählt werden, da mit zunehmendem Alter die Hör- und Sehfähigkeit, neben weiteren Einschränkungen, häufig abnehmen.
Die von der Europäischen Union mit Förderprogrammen unterstützte Umsetzung der Barrierefreiheit von Webseiten wird in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten mit unterschiedlicher Intensität gehandhabt. Für eine barrierefreie Informationsgesellschaft

Barrierefreiheit: zum Beispiel in Deutschland.

In Deutschland wurde bereits im Jahr 2002 eine barrierefreie Informationstechnik-Verordnung – BITV geschaffen, die im engen Zusammenhang mit dem Behindertengleichstellungsgesetz aus demselben Jahr steht. Siehe Artikel Barrierefreies Internet
Der Geltungsbereich der BITV beschränkt sich allein auf die Gestaltung der Internetseiten von Behörden der Bundesverwaltung. Erzeuger barrierefreier Internetseiten aus Privatwirtschaft, Region und Kommunen berufen sich unmittelbar auf die internationalen "Web Accessibility Guidelines". Als Beispiel hierzu:
BIENE
BIENE als Akronym für "Barrierefreies Internet eröffnet neue Einsichten" ist der Preis für deutschsprachige barrierefreie Auftritte im Internet. Seit dem Jahr 2003 wird dieser Preis alljährlich von der "Aktion Mensch" und der "Stiftung Digitale Chancen" für die besten eingereichten Angebote von Betreibern und Gestaltern barrierefreier Webseiten verliehen. Beteiligt an dem Wettbewerb sind neben Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol.
Die Auswahlkriterien für die BIENE für das Jahr 2009 werden sich erstmals auf die neuen, seit Dezember 2008 veröffentlichten Web Accessibility Guidelines, Version 2.0 (WCAG 2.0) stützen. "Die BIENE wird die erste Möglichkeit sein, die Wirkung der neuen Richtlinien in Deutschland in der Praxis zu bewerten." Zitat aus: Preise für BIENE


Barrierefreiheit als Qualitätsmerkmal.

An der hohen Zahl der Wettbewerbsteilnehmer für die BIENE läßt sich die positive Haltung vieler Internetseiteninhaber und –betreiber gegenüber der Barrierefreiheit im Netz ablesen. Qualitätsmerkmale wie gute Übersichtlichkeit und Verständlichkeit, gekoppelt mit Möglichkeiten einfacher Bedienung der gewünschten Seiten, erleichtern den NutzerInnen den Zugang zum Internet und das Interesse an dem Angebot.


Beispiel eines barrierefreien Internetportals: kranenburg

Die Gemeinde Kranenburg am Niederrhein wurde im Jahr 2008 mit der BIENE in Silber für ihr Internetportal ausgezeichnet. Auf der Startseite hat der Nutzer die Möglichkeit sich zu entscheiden, ob er die Kommune Kranenburg unter dem Aspekt Bürger, Tourismus oder Wirtschaft näher betrachten will. Jeweils ein passendes Bild zu der Textangabe erleichtert die Wahrnehmung der gewünschten Abschnitte.

Interessiert der Bereich "Bürger", findet sich unter "Kranenburg intern" eine weitere Auswahl, die von "Rathaus" über "Bürgerservice" bis zu "Kranenburg heute und morgen" informiert. Das Schlagwort "Bürgerservice" als Beispiel bietet unter "Dienstleistung" ein Glossar an Stichworten von A-Z der Dienstleistungen der Gemeinde.

Neben guten Suchmöglichkeiten für die Internetseiten der Gemeinde Kranenburg findet sich ein ausführliches Angebot an Hilfemaßnahmen unter dem Menupunkt "Hilfe". Schlagwörter liefern Hinweise für die barrierefreie Nutzung der Internetseiten. Zum Beispiel unter "Sonstige Ausgabegeräte/Hilfsmittel" wird mit einem Link auf das "Hilfsmittel-Verzeichnis" des "barrierekompass" verwiesen. barrierekompass/Hilfsmittel

Zurück auf der Startseite der Gemeinde Kranenburg gefällt, zusätzlich zu den Angeboten der Gemeinde, die klare Farb-und Schriftgestaltung, welche die Nutzung der bereitgestellten Seiten erleichtert.


Web for All.
"Web for All" nennt sich ein Projekt des Vereins zur beruflichen Integration und Qualifikation e.V. in Heidelberg. Das Projekt, vor fast 10 Jahren entstanden, hat sich zum Ziel gesetzt, Internetseiten ohne Barrieren für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen anzubieten. Mitarbeiter des "Verein für berufliche Integration und Qualifikation e.V.", die zum Teil selber auf die Verwendung von Hilfsmitteln für die Nutzung des Internets angewiesen sind, testen die aus dem Projekt "Web for All" entstandenen Arbeiten auf ihre barrierefreie Verwendbarkeit. Web for ALL


Heidelberger Stadtführer für Menschen mit Behinderung.
Eine der Arbeiten von "Web for All" ist der "Heidelberger Stadtführer für Menschen mit Behinderung". Der Stadtführer wurde im Jahr 2005 auf die Barrierefreiheit seiner Webseiten überarbeitet und ist inzwischen nur noch als Online-Produkt zu haben.
Die barrierefrei gestalteten Webseiten bieten zwei Navigationspfade, am linken Bildrand und über dem Bildinhalt, zur inhaltlichen Suche wie auch als Orientierunghilfe für den jeweiligen Standort. Die Schriftgröße ist veränderbar, ihre Einstellung unterscheidet sich je nach Art des verwendeten Browsers.
Der "Heidelberger Stadtführer für Menschen mit Behinderung" gibt Wegbeschreibungen und Hinweise für die Nutzung von interessierenden Örtlichkeiten im Raum Heidelberg. RollstuhlfahrerInnen, sehgeschädigte und hörbehinderte Menschen sollen sich mit seiner Hilfe in der Stadt, ihren öffentlichen Einrichtungen und weiteren Orten von allgemeinem Interesse, wie Kinos, Theater, Gaststätten und Cafés, selbständig orientieren und barrierefrei bewegen können.
Stadtführer für Menschen mit Behinderung

Lebenslanges Lernen

Begriffsbestimmungen.

Das Aktionsprogramm bietet eine Anzahl von Begriffsbestimmungen zu dem Thema des lebenslangen Lernens an. Hier davon eine Auswahl:

"Erwachsende Lernende" Lernende, die an der Erwachsenenbildung teilnehmen.

"Erwachsenenbildung" alle Formen des nicht berufsbezogenen Lernens im Erwachsenenalter, ob formal, nichtformal oder informell.

"lebenslanges Lernen" alle Formen der allgemeinen, der beruflichen und der nicht formalen Bildung sowie des informellen Lernens während des gesamten Lebens, aus denen sich eine Verbesserung von Wissen, Fähigkeiten und Kompetenz im Hinblick auf persönliche, staatsbürgerliche, soziale und/oder beschäftigungsbezogene Ziele ergibt, einschließlich der Bereitstellung von Beratungsdiensten.

"Mobilität" einen Aufenthalt während eines bestimmten Zeitraums in einem anderen Mitgliedstaat, um dort zu studieren, praktische Erfahrungen zu sammeln oder einer anderen Lern- und Lehrtätigkeit bzw. einer damit verbundenen Verwaltungstätigkeit nachzugehen, gegebenenfalls ergänzt durch Vorbereitungs- oder Auffrischungskurse in der Sprache des Aufnahmelandes oder der Arbeitssprache.

"Netz" einen formellen und informellen Zusammenschluss von Akteuren aus bestimmten Bereichen, Fachgebieten oder Sektoren des lebenslangen Lernens.

"Projekt" eine von einem formellen oder informellen Zusammenschluss von Organisationen oder Einrichtungen im Rahmen einer Kooperation gemeinsam durchgeführte Tätigkeit mit einem festgelegtem Ziel.

Das Programm für lebenslanges Lernen.

Am 15. November 2006 wurde als Beschluss des Europäischen Parlamentes und des Rates ein Aktionsprogramm im Bereich des lebenslangen Lernens verkündet.

Das Ziel des Programms für lebenslanges Lernen besteht darin

"durch lebenslanges Lernen dazu beizutragen, dass sich die Gemeinschaft zu einer fortschrittlichen wissensbasierten Gesellschaft mit nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung, mehr und besseren Arbeitsplätzen und größerem sozialen Zusammenhalt entwickelt, in der zugleich ein guter Schutz der Umwelt für künftige Generationen gewährleistet ist. Insbesondere soll das Programm den Austausch, die Zusammenarbeit und die Mobilität zwischen den Systemen der allgemeinen und beruflichen Bildung in der Gemeinschaft fördern, so dass sich diese zu einer weltweiten Qualitätsreferenz entwickeln."
(Quelle: Amtsblatt der Europäischen Union L327/48, 24.11.2006)

Durch die Förderung des lebenslangen Lernens werden zugleich die in der Strategie von Lissabon verfolgten Ziele, Wachstum und Beschäftigung in Europa wettbewerbsfähig zu gestalten, unterstützt.

Dass die angestrebten Ziele der Lissabon-Strategie noch nicht erreicht sind, vermerkte der Europäische Wirtschaft- und Sozialausschuss im Zusammenhang mit dem Beschluss zu dem Aktionsprogramm im Bereich des lebenslangen Lernens. Noch gäbe es einen Rückstand in der Entsprechung zwischen Bildung/Ausbildung und Produktivität. Die zunehmende Alterung der Gesellschaft in Europa erfordere zudem umso dringlicher ein Programm des lebenslangen Lernens.
(Quelle: Amtsblatt der Europäischen Union C 221 vom 8.9.2005)

Die andauernde Beschäftigung mit dem Thema lebenslanges Lernen belegt die Verordnung (EG) Nr.452/2008 des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 23. April 2008 über die Erstellung und die Entwicklung von Statistiken zu Bildung und lebenslangen Lernen. Im Rahmen der Europäischen Union werden von Eurostat statistische Erhebungen in den Bereichen
"Allgemeine und beruflicher Bildung",
"Beteiligung von Erwachsenen am lebenslangen Lernen" und
"Sonstige Statistiken über Bildung und lebenslanges Lernen" durchgeführt.
Das Ziel der Erhebung im Bereich "Beteiligung von Erwachsenen am lebenslangen Lernen" ist es, vergleichbare Daten über die Beteiligung und Nichtbeteiligung Erwachsener am lebenslangen Lernen bereitzustellen. Erfasst werden soll mindestens die Bevölkerung im Alter von 24-64 Jahren.
Die Daten werden alle 5 Jahre erhoben. Das erste Jahr der Anwendung ist frühestens für 2010 vorgesehen.

Besondere Ziele des Aktionsprogramms.

Das Aktionsprogramm in Auswahl:

Neben dem allgemeinen Ziel durch lebenslanges Lernen die Gemeinschaft der Europäischen Union in eine wissensorientierte Gesellschaft mit nachhaltigem Wachstum und verstärktem sozialen Zusammenhalt zu wandeln, wird eine Reihe von besonderen Zielen angesprochen, welche

  • die Verwirklichung eines europäischen Raumes des lebenslangen Lernens unterstützt;
  • einen Beitrag zur Steigerung der Beteiligung von Menschen aller Altersgruppen am lebenslangen Lernen leistet, einschließlich von Personen mit besonderen Bedürfnissen und benachteiligten Gruppen, ungeachtet ihres sozioökonomischen Hintergrunds;
  • die Förderung von innovativen, IKT-gestützten Inhalten, Diensten, pädagogischen Ansätzen und Verfahren für das lebenslange Lernen bietet;
  • das Sprachenlernen und die sprachliche Vielfalt fördert;
  • Kreativität, Wettbewerbsfähigkeit, Beschäftigung und Entwicklung von Unternehmergeist unterstützt.

Amtsblatt

Europäisches Jahr der Kreativität und Innovation 2009.

Alljährlich wird von der Europäischen Union das Europäische Jahr zu unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten ausgerufen. Ziel ist, die Öffentlichkeit auf ein bestimmtes Thema aufmerksam zu machen.

Das Europäische Jahr 2009 ist der Kreativität und Innovation gewidmet.

"Kreativität und Innovation sind wichtige Grundlagen", sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan, "um die Chancen unserer globalisierten Welt nutzen zu können." Kreativität biete die Grundlage für eine erfolgreiche Umsetzung innovativer Ideen, wobei die Facetten der Kreativität von Kunst über Wissenschaft bis zur unternehmerischen Kreativität reichen würden. Eine Schlüsselrolle nähme dabei die Bildung ein. "Durch Bildung kann jeder Einzelne in jedem Lebensabschnitt seine Kreativität erheblich steigern", sagte Frau Schavan.
Pressemitteilung Bundesministerium für Bildung und Forschung, 005/2009, vom 8. Januar 2009

Die EU-Kommission sieht gleichfalls Kreativität als "Triebkraft für Innovation und Schlüsselfaktor für die Entwicklung persönlicher, beruflicher, unternehmerischer und sozialer Kompetenzen durch lebenslanges Lernen" an.
Kreativität gegen Krise:..

"imagine.create.innovate." war der englischsprachige Slogan für die Teilnahme am Europäischen Jahr 2009. Ján Figel, Mitglied der EU-Kommission, erzählte in einem Interview, dass Hunderte von Anfragen, sogar aus außereuropäischen Ländern, von Schulen, Unternehmen, Bürgervereinen und Privatpersonen eingetroffen waren, die alle irgendwie teilnehmen wollten.
Das Sprichwort "Not macht erfinderisch" sei eine andere Betrachtungsweise, meinte Ján Figel, "so gesehen unterstreichen die aktuellen weltweiten wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten, mit denen wir alle konfrontiert sind, die Wichtigkeit von Innovation."
„bildung für europa“, Ausgabe Juni 2009, Seite 16

Beiträge Deutschlands zum Jahr der Kreativität und Innovation 2009.

Neben Aktivitäten auf EU-Ebene sind die Mitgliedstaaten mit nationalen, regionalen und lokalen Beiträgen zum Europäischen Jahr 2009 aufgerufen. In Deutschland ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung in Unterstützung der Nationalen Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung für Veranstaltungen, Projekte und Initiativen zum Thema Kreativität und Innovation zuständig.
Hier findet sich auch ein online-Veranstaltungskalender mit Informationen zu einzelnen Veranstaltungen.
Beispiel einer Veranstaltung in Frankfurt:

Unter KUNSTBASIS wurde von der SCHIRN KUNSTHALLE in Frankfurt für Menschen aller Altersgruppen ein „open space“ Workshop mit Künstlern aus der Region angeboten, um gemeinsam kreativ tätig zu werden, zugleich auf diese Weise den Produktionsprozess von Kunst unmittelbar zu erfahren.

Das vielfältige Angebot von Projekten und Initiativen, das zu dem Thema Kreativität und Innovation in Deutschland vorliegt, reicht - in Form von Kurzbeschreibungen bis zu Darstellungen ausführlicher Seiten -
von
"Alltag trifft Forschung: MS Wissenschaft 2009 – das Zukunftsschiff"
über
"FITT" – Umsetzung der Ergebnisse der IT-Forschung in marktfähige Produkte
bis
"Wer liest, gewinnt" – eine bundesweite Leseförderungsaktion.

Kreativität und Innovation 2009

Bildung für Erwachsene: Das Einzelprogramm Grundtvig

Die Einzelprogramme im Bereich des lebenslangen Lernens.

Um in den unterschiedlichen Altersstufen den Bereich Bildung gezielt anzusprechen, wird das Aktionsprogramm für lebenslanges Lernen in Einzelprogramme und dazu ergänzende Programme unterteilt. Das Angebot der Fördermaßnahmen zu lebenslangem Lernen reicht auf diesen Wegen vom Kindesalter bis in das Erwachsenenalter hinein. So bietet das Programm "Comenius" Unterstützung für Schüler und Kinder im Vorschulalter, das Programm "Erasmus" richtet sich an die Beteiligten der Hochschulbildung, das Programm "Leonardo da Vinci"“ an die Beteiligten der beruflichen Bildung und das Programm "Grundtvig" unterstützt und fördert die Erwachsenenbildung.

Das Programm Grundtvig.

Das Förderprogramm Grundtvig bietet lernwilligen Erwachsenden die Möglichkeit, ihr Wissen und ihre Kompetenzen zu erweitern, um den Bildungsanforderungen unserer heutigen Gesellschaft entsprechen zu können. Das Programm ist zugleich der Versuch einer Antwort auf die gesellschaftlichen Herausforderungen der zunehmenden Alterung der Bevölkerung Europas. Wie in anderen von der Europäischen Union gestarteten Aktionsprogrammen auch werden mit dem Programm Grundtvig und seinen vielfältigen Maßnahmen besonders Menschen aus schutzbedürftigen Gesellschaftsgruppen und sozialen Randgebieten zur Teilnahme aufgefordert. Ältere Menschen werden dabei regelmäßig eigenständig erwähnt.

Ziele des Programms Grundtvig (in Auswahl).

Eine Auswahl von Zielen, die das Programm Grundtvig anstrebt:

  • Die zwischen den einzelnen Einrichtungen der Erwachsenenbildung bestehende Zusammenarbeit zu vergrößern, so dass bis zum Jahr 2013 eine europaweite Mobilität von mindestens 7000 Personen jährlich unterstützt wird;
  • Die an der Erwachsenenbildung beteiligten Einrichtungen qualitativ zu verbessern;
  • Die Entwicklung und Anwendung innovativer Ideen und Verfahren im Bereich der Erwachsenenbildung zu fördern, wozu auch
  • die Verbreitung innovativer Inhalte, Dienste und pädagogischer Verfahren für das lebenslange Lernen durch die Informations- und Kommunikationstechnologien gehört.

Zugang zum Programm Grundtvig.

Zugang zu dem Programm haben

  • Lernende in der Erwachsenenbildung;
  • Lehrkräfte und weitere Personen, die im Zusammenhang mit Angeboten und Dienstleistungen im Rahmen der Erwachsenenbildung tätig sind, sei es auf nationaler, regionaler oder lokaler Ebene;
  • Einrichtungen und Organisationen, die Lernangebote in der Ewachsenenbildung bereitstellen;
  • mit den Aspekten des lebenslangen Lernens befasste Forschungseinrichtungen und Hochschulen, sowie
  • Unternehmen,
  • gemeinnützige Organisationen, ehrenamtlich tätige Einrichtungen und nichtstaatliche Organisationen.

Fördermaßnahmen des Programms Grundtvig.

Projekte und Aktivitäten, auf die sich die Fördermaßnahmen des Programms Grundtvig beziehen (in Auswahl):

  • Multilaterale Projekte, die sich mit der Verbesserung der Bildungssysteme für Erwachsene beschäftigen. Bei diesen Projekten arbeiten Institutionen und Organisationen aus verschiedenen Mitgliedstaaten gemeinsam an der Entwicklung neuer Erkenntnisse (Innovationen) und vorbildlicher Verfahren (good practice) und vermitteln deren Weitergabe und Verbreitung.
  • "Grundtvig-Lernpartnerschaften", die zwischen den Institutionen der Erwachsenenbildung in den verschiedenen europäischen Ländern bestehen und sich zu Themen von gemeinsamem Interesse äußern. Die Schwerpunkte von den Lernpartnerschaften liegen bei den Projekten und der Mobilität von Lernenden und dem Austausch von Erfahrungen und Informationen von Lehrern und anderen Mitarbeitern der Erwachsenenbildung.
  • "Grundtvig-Netze", die Plattformen für Diskussionen zwischen Experten und Organisationen sind. Thematisch verfolgt wird die Weiterentwicklung der Erwachsenenbildung unter dem Aspekt des jeweiligen Netzes. Die Verbindung zwischen den Beteiligten der Erwachsenenbildung soll gestärkt werden, die Aktivitäten der verschiedenen Akteure in die Öffentlichkeit gebracht werden, um dadurch auf der europäischen und nationalen Ebene Menschen auf die sich bietenden Gelegenheiten zu lebenslangem Lernen aufmerksam zu machen.

Bei allen von dem Programm Grundtvig unterstützten Aktionen stehen die Teilnehmer und ihre Mobilität im Vordergrund. Austauschprogramme, Besuche und weitere Formen des Aufenthaltes im Bereich der schulischen und außerschulischen Erwachsenenbildung bieten Lernenden wie Lehrenden die Möglichkeit, grenzüberschreitend ihre Kenntnisse zu erweitern.

Amtsblatt (Seite L327/59 und L327/60)

Lifelong-Learning-Programm

Freiwilligentätigkeit von Senioren.

Projekte zur Freiwilligentätigkeit von Senioren im Ausland erfahren gleichfalls Unterstützung durch das Programm Grundtvig. Als Freiwilligenarbeit wird eine ehrenamtliche, nicht gewinnorientierte Tätigkeit bezeichnet. Gestützt auf den im Bereich des lebenslangen Lernens verwendeten Begriff der Erwachsenenbildung, der alle Formen des nicht berufsbezogenen Lernens im Erwachsenenalter umfasst, erfährt die Freiwilligentätigkeit zunehmende Anerkennung als informelle Form des Lernens im Erwachsenenalter. Im Rahmen der EU wird sie in den letzten Jahren nicht nur als bilaterales Lernangebot für Jugendliche, sondern vermehrt auch als Angebot für Senioren aufgeführt.

"GIVE".

Nach früheren, bereits abgeschlossenen Aktionen wird im Jahr 2009 für Senioren die Initiative "GIVE" (Grundtvig Initiative on Volunteering in Europe for Seniors) wirksam.
Mit "GIVE" werden lokale Organisationen und deren Projekte zur Seniorenfreiwilligentätigkeit bilateral unterstützt. Hierdurch entsteht eine neue Form der Mobilität für europäische Senioren. Mit ihrer Freiwilligentätigkeit können Senioren eigenes Wissen und Erfahrungen in einem anderen Land weitergeben, dort selber ihre eigenen sprachlichen, sozialen und interkulturellen Kompetenzen erweitern.
Gefördert wird ein Austausch von 2-6 Freiwilligen von den jeweiligen bilateral beteiligten Organisationen. Die Fördermittel werden für einen Zeitraum von 2 Jahren festgelegt, eine Verlängerung ist möglich.
Teilnehmen kann jeder erwachsene EU-Bürger ab einem Alter von 50 Jahren.
Die Teilnahme aus sozial benachteiligten Gruppen und ethnischen Minderheiten sollte ermutigt werden, um eine bessere Integration in Europa zu erreichen.
Die Freiwilligenarbeit in einem anderen Land ist für den Zeitraum von 3-8 Wochen vorgesehen. Die Antragsfrist für 2009 endete am 31. März. Die neue Antragsfrist wird im Jahr 2010 liegen. Zuständig für eine Teilnahme sind die jeweiligen nationalen Agenturen.

Senior Volunteering Projects

Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung.

Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung werden hier die Projekte und Initiativen, die aus dem europäischen Bildungsprogrammen "Leonardo da Vinci" und "Grundtvig" hervorgehen, in Deutschland umgesetzt. http://www.na-bibb.de

Zu den Freiwilligenprojekten älterer Menschen bietet die Nationale Agentur nähere Angaben unter dem Hinweis "Freiwilligenprojekte älterer Menschen" --> "Auftragsunterlagen" bei http://www.na-bibb.de/grundtvig_4.html an.

An dieser Stelle werden unter "Unser Tipp" auch zwei Handbücher (in deutscher Sprache) zu den Freiwilligenprojekten "Mobility 55" und "Still Active" eines früheren Grundtvigprogramms zum Herunterladen empfohlen. Neben der Beschreibung früherer Projekte wird hier u.a. die Gestaltung von einzelnen Freiwilligentätigkeiten in dem dafür vorgeschriebenen zeitlichen Rahmen geschildert. Der Autor der Handbücher fügt zu den Austauschprojekten ergänzend hinzu, "dass sich an unseren Programmen bisher auffallend mehr ältere Frauen als Männer für derartige Austauschprogramme interessiert haben: mehr als 70% der Interessenten waren Frauen." (Davide di Pietro: Still Aktive. Handbuch für die Aufnahme von älteren Freiwilligen für Organisationen der Zivilgesellschaft. European Commission Socrates Programme, Lunaria, o.D.)

Das Querschnittprogramm.

Ein Querschnittprogramm, das für bereichsübergreifende Maßnahmen zuständig ist, ergänzt das Aktionsprogramm im Bereich des lebenslangen Lernens mit seinen vier Einzelprogrammen. Das Querschnittprogramm unterstützt dabei die europäische Zusammenarbeit in Bereichen, die von mindestens zwei Einzelprogrammen angesprochen werden.

Die Aktivitäten des Querschnittprogramms konzentrieren sich auf die vier Schwerpunkte

  • Politische Zusammenarbeit und Innovation in Bezug auf lebenslangen Lernen;
  • Förderung des Sprachenlernens;
  • Entwicklung von innovativen, IKT-gestützten Inhalten, Diensten und pädagogischen Verfahren;
  • Verbesserung der pädagogischen Konzepte und des Managements von Erwachsenenbildungseinrichtungen.

Die Förderung des Sprachenlernens und der sprachlichen Vielfalt in den Mitgliedstaaten sei Beispiel für die vier genannten Schwerpunkte des Programms.

Gefördert im Rahmen der Schwerpunktaktivität des Sprachenlernens werden

  • multilaterale Projekte, die sich mit der Entwicklung neuer Materialien für das Sprachenlernen befassen, einschließlich Online-Kursen und Instrumenten zur Prüfung der sprachlichen Kompetenz. Dazu gehört auch die Entwicklung von Instrumenten und Kursen für die Ausbildung von Sprachlehrern, Ausbildern und anderem Personal;
  • multilaterale Netze, die im Bereich des Sprachenlernens und der sprachlichen Vielfalt tätig sind, die Projektergebnisse und Beispiele bewährter Verfahren verbreiten;
  • weitere Initiativen und Aktivitäten zur Verstärkung der Attraktivität des Sprachenlernens für Lernende mit Hilfe der Massenmedien oder durch Marketing- und Informationskampagnen wie auf Konferenzen.

Weltweit alle Sprachen gelten als förderungswürdig einschließlich Sprachen, die von Minderheiten oder in begrenzten Regionen gesprochen werden, sofern sie im Rahmen der multilateralen Projekte oder Netze des Querschnittprogramms stattfinden.

Key Activity: Languages

Amtsblatt (Seite L327/60-61)

Das Projekt LITERALIA, eine Grundtvig-Lernpartnerschaft.

Die Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung weist darauf hin, dass viele Lernpartnerschaftsprojekte es wert sind, als Beispiel guter Praxis einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt zu werden. Dazu gehört das Projekt zum Erlernen von Sprachen LITERALIA.

LITERALIA (Learning in Tandem to Encourage Reciprocal Autonomous Learning in Adults), steht für Tandemlernen zur Unterstützung des gegenseitigen selbst gesteuerten Lernens bei erwachsenen Lernern.
LITERALIA basiert auf der Idee, dass zwei Sprachlernende (Tandem) durch den Austausch von E-Mails sich gegenseitig beim Lernen der anderen Sprache unterstützen. Eine zusätzliche Möglichkeit des Kontaktes bietet eine Lernplattform (workspace), auf der in Foren, Chats und Wikis miteinander kommuniziert werden kann.
Die angebotenen Sprachen des Projektes sind deutsch, englisch, polnisch und italienisch. Beteiligt sind gleichermaßen Lernende, Organisatoren und Sprachtutoren.

Auch nach dem Ende des Projektes am 31.7.2008 bestand noch ein lebhafter Austausch auf der Lernplattform und von persönlichen Besuchen.

Ziel des Projektes war nicht nur die Erweiterung der fremdsprachlichen Kompetenz, sondern auch die Verbesserung der individuellen Medienkompetenz. Besonders ältere Lernende profitierten von der Lernplattform, da viele Teilnehmer erstmals mit Chats und Wikis in Berührung kamen.

Zu finden unter "Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung":
Beispiele guter Praxis, dort unter "Weitere Beispiele" --> "Sprachen".

Das Projekt cross cooking & learning, eine weitere Lernpartnerschaft.

Mit dem Projekt cross cooking & learning sollten alte Kochrezepte aus ländlichen Regionen wieder entdeckt und ausprobiert werden, um diese daraufhin der Öffentlichkeit mit Hilfe der Nutzung neuer Lernwege vorzustellen.
Für die Durchführung des Projektes wurden vier Gruppen zusammengestellt, in denen ältere und junge Menschen gemeinsam nach den alten Rezepten aus ihren Regionen kochten. Die TeilnehmerInnen kamen aus Deutschland, England, Ungarn, Italien und Finnland. Bei den gemeinsamen Treffen in den einzelnen Ländern konnten alle Beteiligte außer neuen Kochrezepten auch neue Erkenntnisse von den Sprachen und Kulturen der anderen Länder gewinnen. Viele der älteren Teilnehmerinnen aus den ländlichen Regionen ihrer Heimatländer fuhren zum ersten Mal in das Ausland.
Von Anfang an war bei diesem Projekt geplant, alle Aktivitäten der Gruppen online auf einer Projektwebsite festzuhalten. Dazu wurden allen TeilnehmerInnen die entsprechenden Kenntnisse in der Benutzung der neuen Medien erfolgreich vermittelt, trotz mancher vorher bestehender Vorbehalte gegenüber den neuen Technologien.
Von den beteiligten Gruppen des Projektes wurde ein mehrsprachiges Online-Kochbuch mit den Rezepten aus den Regionen der teilnehmenden Länder zusammengestellt. Alle eingebrachten Rezepte sind in allen Sprachen der Teilnehmer wiedergegeben.
Zum Beispiel wird das deutsche Rezept für "Stutewecken" von Engländern und Walisern ebenfalls "Stutewecken" genannt. Aber auch unter "Kuvertbröd", "Corona di pane" und "Cipócskák" verbirgt sich das Rezept für "Stutewecken".

Zu finden unter "Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung":

Beispiele guter Praxis, dort unter "Weitere Beispiele" --> "Interkulturelles Lernen".